Japan im Liveticker des Hamburger Abendblattes
Sehr schwach radioaktive Partikel erreichen Europa – Keine Gefahr
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Schwarzer Rauch stieg über dem Reaktor 3 auf. Arbeiter mussten das Gelände verlassen. Nachbeben der Stärke 6,0. Trinkwasser in Tokio verseucht.
Fukushima/Tokio. In Japan hat es erneut ein starkes Erdbeben gegeben. Der Nordosten des Landes soll von einem Erdstoß der Stärke 6,0 erschüttert worden sein, wie der staatliche Wetterdienst am Mittwochmorgen (Ortszeit) registrierte. Die Nachrichtenagentur Kyodo meldete, dass keine Tsunami-Warnung ausgelöst worden sei. Auch in Fukushima war das Beben zu spüren. Der intensivste Erdstoß hatte um 7.12 Uhr Ortszeit (23.12 Uhr MEZ) die Stärke von 6,0. In der US-Erdbebenwarte wurde eine Stärke von 5,7 gemessen. Das Epizentrum lag 72 Kilometer südöstlich der Stadt Fukushima und 180 Kilometer nordöstlich von Tokio.
11.33 Uhr: Luftströmungen mit radioaktiven Partikeln aus Japan sollten nach Angaben des deutschen Umweltbundesamtes am Mittwoch Mitteleuropa erreichen. Man könne die sehr schwache Radioaktivität allerdings nur mit aufwendigen Methoden nachweisen, betonten Experten mehrfach. Eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen in Europa bestehe nicht.
11.15 Uhr: Die Feuerwehr soll den Reaktor 3 des havarierten Atomkraftwerks in Fukushima am Mittwoch doch nicht mehr von außen mit Wasser kühlen. Die Aktion sei abgeblasen worden, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Zuvor hatte der Sender NHK gemeldet, die gesamte Atomanlage sei aus Sicherheitsgründen geräumt worden. Der neue Feuerwehreinsatz sollte eigentlich am Mittwochnachmittag starten und zwei Stunden dauern. Außerdem sollte eine Kühlpumpe für den Block 3 getestet werden. Als jedoch wieder schwarzer Rauch von dem Reaktor aufstieg, mussten sich die Arbeiter an Block 3 in Sicherheit bringen. Das verzögerte die Arbeiten. Die Agentur Kyodo schrieb später, dass alle Arbeiter an den Blöcken 1 bis 4 abgezogen wurden. Außerdem hätten alle Feuerwehrleute das Gelände verlassen müssen.
9.56 Uhr: Auch außerhalb der Sicherheitszone um das Atom-Wrack in Fukushima ist nach Schätzungen der Regierung stark erhöhte radioaktive Strahlung aufgetreten. An manchen Orten, die weiter als 30 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt seien, habe die Strahlung zeitweise womöglich bei mehr als 100 Millisievert pro Stunde gelegen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Die natürliche Hintergrundstrahlung liegt bei etwa 2 Millisievert pro Jahr. Es bestehe allerdings kein Grund, die Evakuierungszone von 20 Kilometern um das Kraftwerk auszuweiten, sagte Edano. Besorgte Anwohner sollten die Fenster geschlossen halten. Die Strahlung ändere sich ständig mit dem Wind. Es sei sehr schwer, genau zu messen, wie sich die Radioaktivität vom havarierten Kraftwerk ausbreite.
9.54 Uhr: Der über Reaktor 3 gesichtete schwarze Rauch legt sich der Agentur Kyodo zufolge langsam wieder. Kurz nach Entdeckung des Rauchs aus Reaktor 3 betrug die radioaktive Belastung nach Angaben der Atombehörde 283,7 Mikrosievert. Zwei Stunden zuvor habe sie bei 435 Mikrosievert gelegen. Die Regierung erklärt, es bestehe keine Notwendigkeit, die Evakuierungszone um das AKW auszuweiten.
9.49 Uhr: Die japanische Regierung hat vor Panikkäufen von Wasser gewarnt. Die Einwohner von Tokio sollten nicht mehr Trinkwasser in Flaschen kaufen als nötig. Denn Trinkwasser sei in den Katastrophenregionen im Nordosten weiterhin knapp, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. „Wir müssen sicherstellen, dass genug Wasser bereitgestellt wird.“ In Tokio war erhöhte Strahlung im Trinkwasser gemessen worden. Es sei für ältere Kinder und Erwachsene unbedenklich, das Leitungswasser in Tokio zu trinken, betonte Edano. In einer Wasseraufbereitungsanlage waren erhöhte Werte an radioaktivem Jod festgestellt worden. Die Regierung der Hauptstadtpräfektur Tokio hatte deshalb geraten, dass Kinder unter einem Jahr in zentralen und westlichen Gebieten der Hauptstadt kein Leitungswasser mehr trinken sollten.
8.33 Uhr: Über Reaktor Drei des Atomkraftwerkes Fukushima steigt nach Angaben des Betreibers Tepco schwarzer Rauch auf. Die Arbeiter seien angewiesen worden, das Gelände vorübergehend zu verlassen. Der Fernsehsender NHK zeigte Bilder von dunklen Schwaden über dem Reaktor. Flammen waren nach Angaben der Betreiberfirma Tepco nicht zu sehen. Woher der Rauch komme, sei noch unklar, sagten Mitarbeiter von Tepco. Auch war zunächst noch nicht bekannt, wie viele Arbeiter sich in Sicherheit bringen mussten.
7.38 Uhr: Die Kosten von Erdbeben und Tsunami könnten nach Schätzungen der japanischen Regierung bis zu 25 Billionen Yen (218 Milliarden Euro) erreichen. Der Schaden an Gebäuden, Infrastruktur und Geschäften im Nordosten des Landes könne zwischen 16 Billionen und 25 Billionen Yen betragen, erklärte das Kabinettsbüro.
6.52 Uhr: Nach dem erneuten Erdbeben sagte Hirofumi Yokoyama vom staatlichen Wetterdienst auf einer Pressekonferenz: „Nach dem großen Erdbeben gab es wahrscheinlich einige tektonische Verschiebungen.“ Der jüngste Erdstoß sei sehr nahe an der Oberfläche gewesen. Es habe sich um ein Nachbeben der gewaltigen Erschütterung vom 11. März gehandelt.
6.46 Uhr: Hohe Strahlung und Hitze behindern die Arbeiten am Unglückskraftwerk in Fukushima. Die Arbeiten zur Instandsetzung der Reaktortechnik im Block 2 wurden unterbrochen, weil nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo eine Radioaktivität von 500 Millisievert pro Stunde gemessen wurde. Die natürliche Hintergrundstrahlung liegt bei etwa 2 Millisievert pro Jahr.
6.39 Uhr: Die Zahl der geborgenen Leichen nach dem Erdbeben und dem Tsunami ist nach Angaben der nationalen Polizeibehörde auf mehr als 9.400 gestiegen. Fast 14.700 Menschen würden noch vermisst, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Ein Polizeisprecher in der Präfektur Miyagi, die besonders schwer betroffen war, schätzte die Zahl der Toten allein in dieser Region auf mehr als 18.000.
6.20 Uhr: In einer Wasseraufbereitungsanlage in der Hauptstadt Tokio wird den Behörden zufolge erhöhte Radioaktivität gemessen. Das Wasser solle Säuglingen nicht gegeben werden.
AKW Fukushima: Kontrollraum im Reaktor 3 hat wieder Licht
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Die Behörden haben vor weiteren schweren Nachbeben in der Krisenregion im Nordosten Japans gewarnt. Der Wind soll Richtung Tokio drehen.
Tokio/Fukushima. Verfolgen Sie die Ereignisse in Japan im Liveticker:
16.20 Uhr: Eineinhalb Wochen nach dem verheerenden Tsunami in Japan wächst die Sorge vor einer radioaktiven Verseuchung des Meerwassers rund um das Atomkraftwerk Fukushima 1. Die Behörden begannen am Dienstag, die Belastung zu messen. Viele Tonnen Wasser aus dem Pazifik werden eingesetzt, um die überhitzten Reaktoren in dem Atomkomplex direkt an der Küste zu kühlen. Experten warnen deswegen, dass auf diesem Wege radioaktive Substanzen in den Pazifik gelangen könnten. Japanische Behörden gehen nach eigenem Bekunden aber davon aus, dass für andere Staaten keine Gefahr besteht.
15.52 Uhr: Der Kontrollraum in Reaktor 3 im Atomkraftwerk Fukushima hat wieder Licht. Dieser Schritt erleichtere die Reparaturarbeiten, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo am späten Dienstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf die Betreiberfirma Tepco. Mit gesicherter Stromzufuhr könnte im Kontrollraum auch das Ventilationssytem wieder angestellt werden. Techniker könnten dann auch wichtige Geräte zur Messung der Temperatur in den Reaktoren und den Wasserständen in den Abklingbecken wieder hochfahren. Tepco-Vizepräsident, Sakae Muto, sagte, die Situation verbessere sich langsam. „Aber es ist zu früh, zu sagen, dass sich die Lage ausreichend stabilisiert hat.“
15.47 Uhr: Die Zahl der Todesopfer nach der Erdbebenkatastrophe in Japan steigt weiter fast stündlich. Am Dienstagabend (Ortszeit) lag die Totenzahl nach Angaben der Polizei bei 9099. Mehr als 13.786 Menschen würden noch vermisst. Das berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Unter den Toten und Vermissten befinden sich auch viele Kinder. Bis jetzt wurden 130 junge Todesopfer in den am stärksten betroffenen Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima bestätigt, doch diese Zahl wird nach Angaben des Erziehungsministeriums mit Sicherheit noch steigen. Mehr als 1600 Kinder und Jugendliche werden seit dem Beben noch vermisst. Über 5680 Schulen wurden durch die Erdstöße und den folgenden Tsunami vor mehr als zehn Tagen beschädigt. Die japanische Gesellschaft gilt aufgrund einer extrem niedrigen Geburtenrate als überaltert.
15.00 Uhr: Die japanischen Behörden haben immer größere Probleme, die Erdbebenopfer zu bestatten. Zwei Gemeinden in der Präfektur Miyagi haben deswegen begonnen, identifizierte Tote vorübergehend in Massengräbern beizusetzen. Dafür müsse aber die Zustimmung der Familien vorliegen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag berichtete. Traditionell werden Verstorbene in Japan verbrannt. Doch nach der Naturkatastrophe vom 11. März haben die Krematorien in der Region nicht mehr genug Brennstoff.
13.22 Uhr: Die Behörden haben vor weiteren schweren Nachbeben in der Krisenregion im Nordosten Japans gewarnt. Die Erdstöße könnten die Stärke 7 oder mehr haben, berichtete die japanische Wetterbehörde am Dienstag nach Angaben des Senders NHK. Die Beben könnten bereits beschädigte Gebäude zum Einsturz bringen oder einen weiteren Tsunami auslösen, hieß es bei NHK. Das Beben am 11. März hatte eine Stärke von 9,0 und war der schwerste jemals in Japan gemessene Erdstoß. Bis zum späten Montag hatten die Seismologen der Wetteragentur mehr als 60 stärkere Nachbeben gemessen.
13.13 Uhr: In den nächsten Tagen dreht der Wind im japanischen Katastrophengebiet in eine für Tokio eher ungünstige Richtung. Derzeit wehe er schwach vom Land aufs Meer und weg von der Hauptstadt, sagte Uwe Baumgarten vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. In den nächsten Tagen drehe der Wind aber leicht auf Nordwest und wehe die Schadstoffe möglicherweise wieder in Richtung Tokio.
12.20 Uhr: Im japanischen Krisen-Atomkraftwerk Fukushima 1 haben nun alle sechs Reaktoren eine externe Verbindung zur Stromversorgung. Das meldete die Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstagabend (Ortszeit).
11.58 Uhr: Der Temperaturanstieg um den Kern des Reaktors 1 im Atomkraftwerk Fukushima stellt nach Ansicht des Betreibers Tepco einen Grund zur Besorgnis dar. Die Blöcke 1, 2 und 3 müssten zudem durch zusätzliche Wasserzufuhr weiter gekühlt werden.
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Letztes Wort
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„Quartier!“ (Im 17. Jahrhundert die Bitte um Verschonung des eigenen Lebens durch den Feind), vor seiner Ermordung in Eger.
Albrecht von Wallenstein, Feldherr im Dreißigjährigen Krieg, 1634