junge welt:
Zehn Jahre Krieg am Hindukusch
Friedensbewegung erinnert mit Protestaktionen an Beginn des Afghanistan-Kriegs im Oktober 2001
Von Claudia Wangerin
Die Friedensbewegung hat für das kommende Wochenende bundesweit Aktionen zum zehnten Jahrestag der NATO-Intervention in Afghanistan angekündigt. Unter dem Motto »Truppen abziehen – sofort und bedingungslos« will die Berliner Friedenskoordination (FriKo) am kommenden Samstag in der Hauptstadt das Kanzleramt umzingeln und »ordentlich Krach schlagen«, sagte die FriKo-Sprecherin Laura von Wimmersperg am Mittwoch gegenüber junge Welt. Die Auftaktkundgebung beginnt um 13 Uhr am Potsdamer Platz.
Bereits für den morgigen Freitag lädt der Bundesausschuß Friedensratschlag zur Veranstaltung »Zehn Jahre Krieg in Afghanistan: Bilanz und Anklage« ins Berliner IG-Metall-Haus ein. »Der Krieg hat bisher nach einer vorsichtigen Schätzung 70000 Todesopfer gefordert, etwa die Hälfte Zivilpersonen, Frauen, Kinder und Jugendliche«, sagte der Sprecher des Friedensratschlags, Peter Strutynski, am Mittwoch in Kassel. Nur selten erfahre die Öffentlichkeit, daß Bundeswehrsoldaten am Tod unschuldiger Menschen beteiligt seien. »Skandalösester Vorfall bisher war das Massaker von Kundus am 4. September 2009 mit rund 140 getöteten Afghanen.« Strutynski verwies auch darauf, daß es hierzulande in Umfragen seit Jahren stabile Mehrheiten von 60 bis 75 Prozent gegen die deutsche Kriegsbeteiligung in Afghanistan gebe. Im IG-Metall-Haus wollen am Freitag unter anderem der deutsch-afghanische Politikwissenschaftler Matin Baraki, die Schriftstellerin Daniela Dahn und die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen (Die Linke) Stellung beziehen, sowie der Bremer Rechtsanwalt Karim Popal, der die Überlebenden des Kunduz-Massakers gegenüber der Bundesregierung vertritt.
Am 7. Oktober 2011 jährt sich zum zehnten Mal der Beginn des NATO-Kriegs gegen Afghanistan. Mit Verweis auf die angeblich von dort gesteuerten Terroranschläge in New York am 11. September 2001 hatte eine US-geführte Koalition wenige Wochen später den Interventionskrieg gegen das Land am Hindukusch begonnen. Die Bundesregierung unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder hatte sich im November 2001 angeschlossen.
Auch in weiteren deutschen Städten finden zum zehnten Jahrestag des Kriegsbeginns Protestaktionen und Podiumsdiskussionen statt, so etwa am Freitag im DGB-Haus in München. Dort soll unter anderem der US-Deserteur André Shepherd über die Motive für seine Fahnenflucht und den Umgang mit seinem Asylantrag in Deutschland sprechen.
www.afghanistanprotest.de