jüngst verstorbener kardinal

primus anni:

Józef Glemp

Józef Kardinal Glemp [ˈjuzɛf ɡlɛmp] (* 18. Dezember 1929 in Inowrocław; † 23. Januar 2013 in Warschau) war polnischer Primas und Erzbischof von Warschau.

Von 1981 bis 2009 stand er an der Spitze der katholischen Kirche in Polen. In seine Amtszeit fielen das Kriegsrecht im Jahr 1981, der Zusammenbruch des Kommunismus, der EU-Beitritt Polens und der Tod des polnischen Papstes Johannes Paul II.[1]

Inhaltsverzeichnis
1 Leben
2 Kritik
3 Mitgliedschaften
4 Quellen
5 Weblinks
6 Einzelnachweise

Leben

Józef Glemp entstammte einer deutschstämmigen Arbeiterfamilie aus dem Bistum Gniezno. Während der deutschen Besetzung Polens wurde er zur Zwangsarbeit auf einem deutschen Bauernhof nach Deutschland geschickt und konnte erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Schule beenden. Von 1950 bis 1952 studierte er Philosophie am Erzbischöflichen Priesterseminar von Gniezno und von 1952 bis 1956 Katholische Theologie am Seminar in Posen.

Nach der Priesterweihe am 25. Mai 1956 im Dom Mariä Himmelfahrt und St. Adalbert in Gniezno durch Weihbischof Franciszka Jedwabskiego war er zwei Jahre lang Vikar, ehe er für ein Promotionsstudium an die Päpstliche Lateranuniversität in Rom entsandt wurde. Dort erwarb er im Jahre 1964 den Doktorgrad im Fachbereich Kirchenrecht.[2] Außerdem absolvierte er 1963 eine Ausbildung in Latein und kirchlicher Verwaltungswissenschaft an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Nach Absolvierung einer Praktikumszeit war er von 1961 bis 1964 er zum Anwalt des Römischen Gerichtshofs ernannt.

Nach seiner Rückkehr nach Polen arbeitete er als Kaplan in zwei Nonnenklöstern und als Religionslehrer. Darüber hinaus wirkte er als Jurist am örtlichen Metropolitangericht und im Sekretariat von Stefan Kardinal Wyszyński, den er auf vielen Reisen begleitete. 1972 erhielt Glemp den Ehrentitel Päpstlicher Ehrenkaplan und 1976 wurde er in das Metropolitankapitel von Gnesen berufen. Von 1972 bis 1979 war er Professor für Kirchen- und Eherecht in Warschau tätig.

1979 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Ermland. Die Bischofsweihe spendete ihm am 21. April 1979 der damalige Primas von Polen, Stefan Kardinal Wyszyński. Mitkonsekratoren waren Erzbischof Franciszek Macharski und Bischof Jan Obłąk.

Józef Glemp wurde 1981 dann in Personalunion Erzbischof von Gnesen und Warschau. Als Erzbischof von Gnesen führte Glemp den Titel „Primas von Polen“, als Nachfolger von Stefan Wyszyński. Nach einer Umstrukturierung der polnischen Bistümer im Jahre 1992 trennte der Papst die Personalunion für die Leitung der Erzbistümer Gnesen und Warschau. 1983 wurde Józef Glemp als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santa Maria in Trastevere in das Kardinalskollegium aufgenommen.

Am 6. Dezember 2006 nahm Papst Benedikt XVI. sein aus Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch an und ernannte gleichzeitig den bisherigen Bischof von Płock, Stanisław Wielgus, zu Glemps Nachfolger. Nach Wielgus‘ kanonischem Amtsantritt am 5. Januar 2007 und Rücktritt am 7. Januar 2007 verwaltete Glemp das Erzbistum Warschau als Apostolischer Administrator bis zur Inthronisation von Erzbischof Kazimierz Nycz, die am 1. April 2007 stattfand.

Auch als Erzbischof von Warschau und emeritierter Erzbischof von Warschau durfte Glemp den Titel Primas Poloniae bis zur Vollendung seines 80. Lebensjahres weiterführen.[3] Am 18. Dezember 2009 ging dieser Ehrentitel auf Henryk Muszyński über und wurde damit wieder auf das Erzbistum Gnesen rückübertragen.[4]

Józef Glemp war von 1996 bis 2005 erster Großprior der polnischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Er war Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli des Malteserordens. Er hatte die Ehrenbürgerschaft von vielen Städten inne, darunter Warschau, Innowrocław, Mogilno, Żnin, Darłowo, Miechów. Piastów, Łowicz, Lidzbark Warmiński und Skierniewice sowie Castel Sant’Elia und Codroipo in Italien, sowie eine Vielzahl von Auszeichnungen inne.

Kritik

Józef Glemp war u.a. wegen seiner Bemerkungen gegenüber der deutschen Minderheit in Polen umstritten. Während einer Wallfahrt am 15. August 1984 in Częstochowa behauptete er: „Wir können nicht reinen Gewissens Gebete in fremder Sprache abhalten für solche, die diese Sprache gar nicht kennen und sie erst in der Liturgie kennenlernen wollen. Es kann nämlich jemand nicht Ausländer sein, der das Ausland nicht gesehen hat“.

Im selben Jahr schrieb Józef Glemp einen Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Joseph Kardinal Höffner, in welchem er behauptete, in Polen gebe es keine deutsche Minderheit, infolgedessen sei auch eine deutsche katholische Seelsorge überflüssig.

Mitgliedschaften
2002[5]–2009[6]Oberster Gerichtshof der Apostolischen Signatur
19??–2009 Kongregation für die Ostkirchen

Quellen
Prymas Polski. Abgerufen am 24. Januar 2013.
Józef Kardynał Glemp Arcybiskup Senior, Prymas Polski. Archidiecezja Warszawska. Abgerufen am 25. Januar 2013
Eintrag zu Józef Glemp auf catholic-hierarchy.org (englisch)
The Cardinals of the Holy Roman Church – Biographies. Abgerufen am 24. Januar 2013.

Weblinks

Commons: Józef Glemp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur von und über Józef Glemp im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Eintrag zu Józef Glemp auf catholic-hierarchy.org, gesehen am 25. Januar 2013 (englisch)
Publikationen von und über Józef Glemp bei LitDok Ostmitteleuropa / Herder-Institut (Marburg)
Biografie Józef Glemp (polnisch)

Einzelnachweise
1.↑ Polens früherer Primas Kardinal Glemp ist tot. DIE WELT. Abgerufen am 24. Januar 2013.
2.↑ Deutsche und Polen. Rundfunk Berlin-Brandenburg RBB. Abgerufen am 24. Januar 2013.
3.↑ Schreiben Papst Benedikts XVI. an Józef Kardinal Glemp zur Annahme seines Amtsniederlegungsgesuchs als Erzbischof von Warschau vom 1. November 2006 (Latein) [1].
4.↑ Gerhard Gnauck: Polens Kardinal Glemp gibt den Titel des Primas ab, in: Welt online vom 18. Dezember 2009.
5.↑ Nomina di membri del Supremo Tibunale della Segnatura Apostolica, in: Presseamt des Heiligen Stuhls: Tägliches Bulletin vom 6. Juni 2002.
6.↑ Anm.: Mit Vollendung des 80. Lebensjahres verlieren alle Kardinäle gemäß dem Motu Proprio Ingravescentem Aetatem von Papst Paul VI. vom 21. November 1970 ihre Mitgliedschaft in den Dikasterien der Römischen Kurie oder in den ständigen Organen des Apostolischen Stuhls sowie des Vatikanstaates.

Vorgänger

Amt

Nachfolger

Stefan Kardinal Wyszyński

Erzbischof von Warschau
1981–2006

Stanisław Wielgus

Erzbischof von Gnesen
1981–1992

Henryk Muszyński

Józef Drzazga

Bischof von Ermland
1979–1981

Jan Obłąk

Großprior der Polnischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
1996–2013

vakant