11.10.
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Der Islam gehört zu Deutschland – Sind die Moslems dennoch Bürger zweiter Klasse?
Protokoll eines Streitgesprächs mit Hörerbeteiligung im Deutschlandfunk am Vormittag
„Warum ist der Islam in Mitteleuropa nicht wertschöpfend?“ Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky aus Neukölln beantwortet seine Frage so: „Die gute Schulnote bleibt im Land (der Herkunft der Migranten), die schlechte emigriert.“ Anatolien schickt die Falschen.
Mehmet Kilic, migrations- und integrationspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis ´90-Die Grünen, hält dagegen: „Suchende Muslime“, die gebe es unter den Migranten in Deutschland.
Kein islamischer Staat könne mit Werten der Menschenrechte und des Grundgesetzes etwas anfangen.
Im Islam fehle die Epoche der Aufklärung. Dies sind für Martin Lohmann, „Arbeitskreis Engagierter Katholiken“ in der CDU, die Hauptbarrieren für Migranten, mental in Deutschland anzukommen.
Beim Fußballspiel in der letzten Woche (3:1 Deutschland-Türkei) wird der bestintegrierte Mesut Özil von seinen türkischen Hintergrundsgenossen ausgebuht, die deutsche Hymne wird von türkischen Fans geschmäht, wird aus dem Hörerpublikum moniert.
„Ein paar Dummköpfe bestimmen die Gruppendynamik,“ klagt Kilik. Er ist der Ansicht, Integration dürfe nicht auf Sprachmacht reduziert werden: „Meine Schwiegereltern sind sehr beliebt in der Nachbarschaft.“
Schmuckstücke und Aushängeschilder der Gesellschaft seien nicht immer auf den Rängen in Fußballstadien. „Das waren Knallköpfe,“ versucht Buschkowsky herunterzukochen. Die Kanzlerin dürfe nicht die Leute um Respekt gegenüber dem Grundgesetz bitten.
Lohmann argumentiert mit einer Umfrage. Zwei Drittel der Bundesbürger mögen derzufolge den Gedanken Wulffs vom 3.10. bezüglich der gesellschaftlichen Zugehörigkeit des Islam nicht. Er stellt die Fragen in den Raum: Wofür steht der Islam? Sind die Scharia und die Zwangsehe abgeschafft? Wo ist die authentische Größe, die sagen kann, was der Islam ist? Dieser sei in schwieriger Phase der Aufklärung. Lohmann redet für den Islam eine Reformation herbei, aber wer will der Luther sein?
Ein Herr Brandstetter aus Bremen erinnert an dunkle Zeiten auf den deutschen Geschichtsseiten: Wie integrationsbereit sind wir Deutschen mit dem Hintergrund des Kolonialismus und Nazismus? Wir debattierten aus Überlegenheit, die nicht vorhanden sei. Dass unsägliche Verbrechen des NS durch eine mitteleuropäische Kultur nicht verhindert wurden, wird noch einmal aus dem Publikum bestätigt.
Herr Lohmann von der CDU weiß von der Nazizeit: „die größte Gruppe der Widerständler waren die Katholiken.“ Wieviel Islam verträgt Deutschland? Wieviel Christentum verträgt Deutschland? Das Problem komme aus dem Islam selbst. Alle mutigen Moslems müssten gestärkt werden. Die drei Weltreligionen mögen sich verständigen, so Lohmann.
Kilik gibt kund: Die Mehrheit der Migranten im Lande empfinde sich als Bürger zweiter Klasse. Jeder 5. habe einen Migrationshintergrund. Der Islam stehe für Frieden. Die Realität habe sich von diesem Anspruch entfernt. Aber pauschalisieren sollte man nicht. Eine große Gruppe der Leute aus der Türkei seien Aleviten, selbst eine Minderheit im Herkunftsland.
Der Moderator wirft die Wahrnehmung der Familienministerin in die Runde. Frau Bundesminister Schröder konstatiert eine wachsende Deutschenfeindlichkeit auf Schulhöfen und anderswo.
„Aber es sind Schulhöfe der Hauptschulen, nicht der Gymnasien,“ kontert Buschkowsky.
Kilik nutzt die Gelegenheit zu einer frühen Schlusswörterkadenz: Standhaft in der Sache bleiben. Es gibt keinen guten und schlechten Rassismus. Merkmale dürfen quasi nicht Strick werden. Migrantenkinder gehen im Schulsystem des 19. Jahrhunderts verloren. Hübsche Kinder werden Monster. Zum Rassismus wird man erzogen!
Ein Spanier legt Wert auf den Unterschied zu innereuropäischer Migration. Der Wille zur Integration nehme hinter dem Bosporus ab.
Religion sollte nicht Bestandteil der Integrationsdebatte sein, 2.000 Jahre christlich-jüdische Symbiose seien nicht einzuholen. Meint der Hörer Dr. Al Zadi, interkultureller Moderator der Rütli-Schule seit 2006.
Lohmann meint: Verwirrte Extremisten habe es unter Christen im Nazireich und bei Moslems nach dem 11. September gegeben. Glaube, Vernunft, Demokratie, Religionsfreiheit müssten im Islam so vereinbar sein wie sie es im Christentum geworden seien. Auch Christen müssten mutig sein zur Begegnung und kritischem Miteinander. Dann schiebt er einen Werbeblock für sein Buch ein: „Perlenschnur und Rosenkranz“, es habe einen Preis für interreligiösen Dialog bekommen, Lohmann fühle sich geehrt.
Forts. folgt
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Berliner Polizeibericht
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Polizei zu Schlägerei alarmiert
Marzahn-Hellersdorf, 10.10.
Passanten alarmierten in der vergangenen Nacht die Polizei zu einer Schlägerei nach Marzahn. Gegen 22 Uhr 45 sollen sich zwei Gruppen mit einer Stärke von insgesamt rund 30 Personen in der Wittenberger Straße hinter einem Einkaufszentrum erst verbal und dann körperlich auseinandergesetzt haben. Beim Eintreffen der Polizei befanden sich drei jugendliche Zeugen und ein 35-jähriger Verletzter am Ort. Nach Angaben der Zeugen hatten diese beobachtet, wie sich die Streithähne verbal attackierten, dann in zwei Gruppen spalteten und aufeinander los gingen. Dabei nahmen einige Personen Steine aus einem naheliegenden Gleisbett auf. Der 35-Jährige wurde bei der Auseinandersetzung zu Boden geschlagen, von einem Trio umringt und mit Steinen beworfen. Plötzlich verließen sämtliche Beteiligte fluchtartig den Kampfplatz.
Ein weiterer Verletzter wurde kurze Zeit später in der Nähe des Tatortes von den Einsatzkräften eines Rettungswagens entdeckt.
Die beiden Verletzten im Alter von 35 und 19 Jahren mussten mit leichten Kopfverletzungen in einem Krankenhaus ambulant behandelt werden.
Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen wegen schweren Landfriedensbruchs übernommen.
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Aktivisten drangen in Musterhaus ein
Pankow, 11.10.
Etwa 30 teils maskierte Personen drangen gestern Nachmittag in ein Musterhaus in Prenzlauer Berg ein. Die Aktivisten filmten das Gebäude in der Straße Viehtrift, verstreuten unter lautem Krakeelen Konfetti und warfen Flyer, welche die steigenden Mieten zum Inhalt hatten, in die Wohnräume. Weiterhin entwendeten sie eine Liste mit Daten von Kaufinteressenten. Erst nach wiederholter Aufforderung eines Verantwortlichen der Firma entfernten sich die unbekannt gebliebenen Personen in Richtung Friedrichshain. Die alarmierten Polizisten leiteten Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruchs und Diebstahls ein.
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Technischer Defekt verursacht Feuer auf Ostsee-Fähre
KIEL, 9.10.: Die Explosion an Bord der litauischen Fähre „Lisco Gloria“ vor der Ostsee-Insel Fehmarn ist durch den Brand eines Lastwagenaggregats ausgelöst worden. Ein Besatzungsmitglied hatte bei einem Rundgang Rauch an einem Lastwagen entdeckt. Ein Löschversuch sei fehlgeschlagen, teilte der Krisenstab im Innenministerium in Kiel weiter mit. Die Nähe des Brandherdes zum Tank der Zugmaschine erkläre die Explosion. Nach Ausbruch des Feuers war das Schiff evakuiert worden, 249 Passagiere und Besatzungsmitglieder wurden an Land gebracht. 28 Menschen erlitten Verletzungen. Stunden nach dem Unglück gelang es Spezialisten, die noch immer brennende 200 Meter lange Fähre nach einer zweiten Explosion mit Schlagseite in dänischen Gewässern zu ankern. Es sind noch 200 Tonnen Öl an Bord. (Deutsche Welle)
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Letztes Wort
„Nun, da ich eingeölt bin, schützt mich vor den Ratten.“ [nachdem ein Priester ihm die letzte Ölung gab] Pietro Aretino, italienischer Schriftsteller, 1556