berliner abendblätter 2.00 am 11.12.

11.12.
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Einem interdisziplinären Team von Wissenschaftlern der Charité – Universitätsmedizin Berlin gelang jetzt eine Weltpremiere, sie realisierten erstmals die Geburt eines Kindes in einem offenen Magnetresonanztomographen (MRT).
Durch das Zusammenwirken des Geburtsmediziners Dr. Christan Bamberg, des Radiologen Dr. Ulf Teichgräber und dem Ingenieur und Projektleiter Felix Güttler gelangen einzigartige Bilder vom Körperinneren der Mutter und der Bewegung des Kindes im Geburtskanal bis zum Austritt des Kopfes. Die Geburt verlief ohne Komplikationen. Mutter und Kind sind wohlauf.

Dem gemeinsamen Vorhaben ging eine zweijährige Forschungs- und Entwicklungsarbeit der radiologisch-technisch ausgerichteten Arbeitsgruppe „offene Hochfeld-MRT“ voraus, bei der unter anderem ein neuartiger fetaler Überwachungsmonitor entstand. Dieser ermöglichte die Überwachung der Herztöne des Kindes im MRT während des Geburtvorgangs. Bei dem offenen Hochfeld-MRT (Philips, Panorama HFO) handelt es sich um ein neuartiges Gerät, welches durch seine offene Bauweise einen guten Zugang zu Mutter und Kind erlaubt.

Aufgabe der interdisziplinären Forschergruppe ist es nun, die seit dem 19. Jahrhundert erarbeiteten Vorstellungen über den Geburtsvorgang und die Bewegungen des ungeborenen Kindes im mütterlichen Becken anhand weiterer Untersuchungen zu überprüfen. Dazu wirken das Institut für Radiologie unter der Leitung von Prof. Bernd Hamm und die Klinik für Geburtsmedizin mit Direktor Prof. Ernst Beinder in enger Abstimmung zusammen. Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist unter anderem, in Zukunft besser zu verstehen, warum bei 15 Prozent der Schwangeren im Geburtsverlauf aufgrund eines Geburtsstillstandes eine Kaiserschnitt-Entbindung notwendig wird.
Kontakt:
Stefanie Winde, Geschäftsbereichsleitung, Charité – Universitätsmedizin Berlin, CCM: Campus Charité Mitte
Gesch.bereich Unternehmenskommunikation, t: +49 30 450 570 400, f: +49 30 450 570 940, presse@charite.de
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Röttgens Wörterbuch
Der Bundesumweltminister war jetzt bei der Klimakonferenz in Cancun und hat en passant mitgeteilt, dass der Klimawandel keine Bedrohung, sondern „Chance und Herausforderung sei. Es folgt der Wotrtlaut der Rede vom 8.12. des Ministers.
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Titel: „Klimaschutz als Chance begreifen“
* Redner/in: Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen
* Anlass: UN-Klimakonferenz COP16
* Datum/Ort: 08.12.2010, Cancún, Mexiko

– Es gilt das gesprochene Wort –
Vielen Dank, Frau Vorsitzende,
Exzellenzen,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine Damen und Herren,
Klimaschutz ist eine wirtschaftliche Chance und zeigt die Handlungsfähigkeit der internationalen Gemeinschaft!
1. In Deutschland hat in den letzten Jahren ein Umdenken begonnen: In Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sehen wir den Klimawandel nicht länger als Bedrohung an, sondern als Chance und Herausforderung. Unsere Strategie, in erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu investieren, hat sich auch zu Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise als erfolgreich erwiesen. Deutschland ist aus der Krise wirtschaftlich gestärkt heraus gekommen. Dies beruht auch auf unserer Stärke beim Export von modernen Energie- und Umwelttechnologien, wo wir bis zu 30 Prozent Weltmarktanteile halten, Tendenz steigend.
Dabei ist eines für unsere Wirtschaft besonders wichtig: langfristige, stabile Rahmenbedingungen. Die haben wir nun mit dem erst kürzlich beschlossenen Energiekonzept geschaffen, das die Leitplanken für die langfristige Transformation unserer Wirtschaft bis 2050 festlegt. Danach werden wir bis 2020 unsere Treibhausgasemissionen um 40 %, und mit Zwischenschritten bis 2050 um 80 % – 95 %, jeweils gegenüber 1990, reduzieren – ohne Konditionalitäten. Wenn wir unsere Ziele effizient umsetzen, werden wir im Jahr 2020 bis 500.000 zusätzliche Jobs schaffen und über 20 Mrd. Euro weniger für Energieimporte ausgeben müssen.
Warum sage ich das alles? Weil wir, wenn wir über die Bekämpfung des Klimawandels sprechen, immer auch über wirtschaftliches Wachstum und Entwicklung sprechen. Die Transformation ist also in Wahrheit eine Wachstumsstrategie.
2. Es gibt eine zweite wichtige Botschaft: Hier in Cancun müssen wir beweisen, dass wir entschlossen und fähig sind, multilateral zu handeln. Und das müssen wir tun, weil wir den Klimawandel nur gemeinsam bekämpfen können. Für mich bedeutet das:
Durch gemeinschaftliches und solidarisches Handeln können wir ambitioniertere Ergebnisse erzielen. Viele Entwicklungsländer benötigen Unterstützung, sowohl für die wirtschaftliche Umstellung, als auch für die Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels. Dafür stellen wir für die Jahre 2010-2012 insgesamt 1,26 Mrd. € an fast-start Finanzierung zur Verfügung. Deutschland hat darüber hinaus entschieden, ab 2013 100 % der Erlöse aus der Versteigerung von Emissionszertifikaten für den Klimaschutz zu verwenden. Ein erheblicher Teil dieser Mittel soll in die internationale Klimafinanzierung fließen.
Stabile internationale Regeln werden die Beständigkeit, Effektivität und Glaubwürdigkeit unseres Handelns steigern. Die Vereinten Nationen sind das Forum, in dem solche Regeln vereinbart werden sollten. Nur hier können so vielfältige Aspekte wie Minderung, Anpassung, Technologietransfer und Bekämpfung der Zerstörung der Wälder in einer umfassenden, anspruchsvollen Klimaschutz-Architektur berücksichtigt werden.
Wir müssen schrittweise vorangehen. Die Minderungszusagen, die jetzt auf dem Tisch liegen, müssen transparenter gemacht und in verbindlicher Form festgeschrieben werden. In einem zweiten Schritt müssen wir Möglichkeiten ausloten, diese Minderungszusagen und -maßnahmen aufzustocken, um das 2-Grad-Ziel mittelfristig erreichbar zu halten.
Exzellenzen,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine Damen und Herren,
Ich bin zuversichtlich, dass wir diesem Prozess hier in Cancun neuen Schwung verleihen werden und zeigen können, dass wir immer noch in der Lage sind, gemeinsam zum Wohle aller zu handeln.
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Schmuckstück verloren – Wenn Dominanz unter die Räder der Demenz gerät
Der Dekorateur aus der Rudolstädter Straße in Wilmersdorf, der mit Schreckschusspistole, Holzkeule und Messer seine seit 52 Jahren ihm angetraute Gattin, genannt „Schmuckstück“ umbringen wollte („Weißt du, wir wollen doch beide nicht mehr leben!“), stieß auf Gnade vorm Richterstuhl. Bruno H. muss nicht ins Gefängnis oder Psychiatrie. Er hat eine gutachterlich bescheinigte Demenz und gehört ins Heim, allerdings nicht in das gleiche, in welchem sich seine Frau die Wunden leckt. Sie hatte als Nur-Hausfrau die Dominanz des Mannes rollenbewusst all die Jahre ertragen. Positiv in den Urteilsspruch eingeflossen ist, dass der Täter 98 Jahre lang „ein tadelloses Leben geführt“ hat und im Prozess Reue zeigte. Vom Jahrgang her dürfte er im Jahr der Machtübertragung an Hitler volljährig geworden sein. Was muss man in der Hitlerzeit tun, um tadellos zu leben? Die Reue kommt nur vom Verlust des Liebsten (Each man kills the thing he loves). Kleinlaut fragt der Mann aus dem Rollstuhl heraus nach dem Urteilsspruch: „Herr Richtrer, besteht denn die Möglichkeit, dass ich nochmal mit meiner Frau zusammenleben kann?“ Antwort: „Das entscheidet Ihre Frau.“
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Berichtigung zum letzten Extrablatt vom 7.12.
In den Abendblättern war vermeldet, das Berlin nächstgelegene Terrorziel laut US-Erkenntnissen sei eine Firma in Roßlau an der Elbe. In Wirklichkeit liegt das Ende der russischen Erdölpipeline „Freundschaft“ bei der uckermärkischen Stadt Schwedt an der Oder näher an der Hauptstadt als Roßlau. Die Redaktion bittet das Versehen zu verzeihen.
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Letztes Wort
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„Goodnight my darlings, I’ll see you tomorrow.“ („Gute Nacht meine Lieblinge, ich sehe euch morgen.“) [als er schlafen ging]
Noel Coward, englischer Schriftsteller, 1973