Japan-Ticker des Hamburger Abendblatts
+
Tokio/Fukushima. Der verzweifelte Kampf gegen die Atomkatastrophe im japanischen Kraftwerk Fukushima-Daiichi hat einen Rückschlag erlitten. Im besonders problematischen Reaktorblock 3 steigt der Druck wieder an, wie Hidehiko Nishiyama von der Atomaufsichtsbehörde NISA am Sonntag mitteilte. Möglicherweise hätten die Bemühungen, den Reaktor mit Wasser zu kühlen, nichts bewirkt.
Zur Druckentlastung werde aus dem sogenannten Containment-Behälter etwas radioaktives Gas abgelassen werden müssen, so dass die Strahlungswerte um die Anlage wieder steigen würden, sagte Nishiyama. Dadurch könnten sich auch die Arbeiten zur Wiederherstellung der Stromversorgung verzögern.
Zuvor hatten japanische Regierungsvertreter wie auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) berichtet, die Lage scheine sich stabilisiert zu haben, sei aber immer noch unberechenbar. Die gefährlich überhitzten Reaktoren und Abklingbecken wurden nahezu ununterbrochen mit Meerwasser gekühlt.
Verfolgen Sie die Ereignisse in Japan im Liveticker:
15.30 Uhr: Die Temperatur in allen Abklingbecken im havarierten Atomkraftwerk Fukushima erreichte nach Informationen der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo am Sonntag Werte von unter 100 Grad.
15.00 Uhr: Wie Verantwortliche des Atomkomplexes Fukushima bekannt gegeben haben, soll in zwei von sechs Abklingbecken für verbrauchte Brennelemente in dem Kernkraftwerk die Lage wieder unter Kontrolle sein. Die Temperatur in den Becken sei in einen normalen Bereich abgekühlt. In den anderen Blöcken wird an der Kühlung der Reaktoren und Abklingbecken weiter mit Hochdruck gearbeitet.
12.55 Uhr: Wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldet, haben Rettungskräfte Meerwasser in das Abklingbecken des Reaktorblocks 2 des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Eins gepumt. Zuvor war der Reaktor an das Notstromnetz angeschlossen worden. Mit dem Netz werden die Pumpen zur Wasserkühlung des Meilers mit Strom versorgt.
12.24 Uhr: Der Reaktorblock 6 der havarierten Atomanlage Fukushima Eins ist in einer stabilen Lage („cold shutdown“). Das berichtete am Sonntag die Nachrichtenagentur Kyodo. Bei einem sogenannten „cold shutdown“ funktioniert die Kühlung des abgeschalteten Atommeilers wieder. Die Temperatur des Kühlwassers liegt unter 100 Grad Celsius und ist damit zunächst so niedrig, dass keine Gefahr mehr droht.
11.12 Uhr: Rettungskräfte haben in Ishinomaki neun Tage nach dem verheerenden Erdbeben eine 80-jährige Frau und ihren 16 Jahre alten Enkel aus den Trümmern eines Hauses gerettet. Das japanische Fernsehen NHK berichtete am Sonntag über die beiden Geretteten, die in Ishinomaki, in der mit am schwersten betroffenen Provinz Miyagi, gefunden worden seien. Großmutter und Enkel wirkten demnach geschwächt, hätten jedoch auf Fragen der Polizei reagiert. Der Junge soll an Unterkühlung leiden. Die beiden hätten sich von Joghurt und anderen Dingen, die in einem Kühlschrank des zerstörten Hauses lagen, ernährt, berichtete NHK. Von dem Jungen heißt es, er habe sich auf den Trümmern des Daches befunden und nach Hilfe gerufen. Ein Suchtrupp der Einsatzkräfte habe ihn in den Trümmern entdeckt. Beide Überlebenden wurden mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus ausgeflogen.
09.15 Uhr: Die japanische Regierung spricht von Fortschritten im Kampf gegen einen Super-GAU am Reaktor 3 des Atomkraftwerkes Fukushima. Entscheidungen über mögliche Einschränkungen beim Verkauf und dem Verzehr von Farmprodukten will die Regierung nach eigenen Angaben spätestens am Montag treffen.
09.02 Uhr: Nach Angaben der japanischen Wetterbehörde dürfte Tokio heute weiterhin von der aus dem Atomkraftwerk Fukushima austretenden Radioaktivität weitgehend verschont bleiben. Für die Region um den Reaktor sagte sie gleichzeitig Nieselregen voraus.
08.52 Uhr: Im Großraum Tokio sind nach Angaben der Regierung radioaktiver Staub und Partikel gefunden worden. Risiken für die Gesundheit bestünden nicht.
08.16 Uhr: Die Polizei rechnet allein in der Präfektur Miyagi mit mehr als 15.000 Toten durch das verheerende Erdbeben und den Tsunami, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtet. Die bestätigte Zahl der Todesopfer wird derzeit mit knapp 7000 angegeben. 10.700 Menschen werden vermisst.
07.40 Uhr: Die Temperaturen in den Reaktorblöcken 5 und 6 sind offenbar fast wieder auf normalem Niveau. Das berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf den Betreiber des Atomkraftwerks Fukushima, Tepco.
In einem 13-stündigen Einsatz pumpte ein Feuerwehrfahrzeug mit Hochdruck tonnenweise Wasser direkt aus dem Meer auf Block 3. Am Sonntag begannen Rettungstrupps den Reaktorblock 4 mit Wasser zu beschießen und hofften, eine Notstromversorgung anschließen zu können. Zudem wurden Löcher in die Dächer der Blocks 5 und 6 geschlagen, um aufgestauten Wasserstoff entweichen zu lassen. Die Temperatur im Lagerbecken von Block 5 sei nach der Zufuhr von frischem Wasser gesunken, berichtete die Betreiberfirma Tokyo Electric Power Co. (Tepco).
Noch keine Entwarnung
Es habe Fortschritte gegeben, doch für Entwarnung sei es noch zu früh, hieß es am Samstag bei der IAEA in Wien. „Das Risiko verringert sich von Tag zu Tag“, sagte Graham Andrew, ein Mitarbeiter von IAEA-Chef Yukiya Amano. Die Dinge liefen in die richtige Richtung. Dennoch könne immer noch etwas Unerwartetes geschehen, mahnte er zur Vorsicht.
„Wir erwarten mehr oder weniger nichts Schlimmeres zu erleben als jetzt“, hatte Nishiyama gesagt. Regierungssprecher Yukio Edano berichtete, die Lage in den Reaktorblöcken 1, 2 und 3 habe sich stabilisiert. Die Zahl der Arbeiter wurde auf 500 verstärkt. Die Strahlendosis, bis zu der sie arbeiten dürfen, wurde von 100 auf 250 Millisievert erhöht. Sechs Arbeiter waren bereits mehr als 100 Millisievert ausgesetzt, wie Tepco berichtete.
Spinat und Milch belastet
Die Strahlung aus dem Reaktorunglück hat inzwischen die Nahrungskette erreicht. In Spinat und Milch aus der Umgebung des Kraftwerks, aber auch im Leitungswasser in Tokio und anderen Städten wurden leicht erhöhte Werte gemessen. Regierungsvertreter beteuerten aber, dass die Belastung unbedenklich sei.
Ein Beamter der Reaktorsicherheitsbehörde, Kazuma Yokota, räumte indes ein, dass schon viel früher Jodtabletten an die Anwohner des AKW hätten ausgegeben werden müssen und nicht erst drei Tage nach der ersten Explosion in Block 3. „Wie haben eine Katastrophe diesen Ausmaßes nicht vorausgesehen“, sagte er. „Wir müssen zugeben, dass wir nicht umfassend vorbereitet waren.“
Über 20.000 Tote und Vermisste
Über eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami hat die Zahl der Toten und Vermissten inzwischen 20.000 überschritten. Nach jüngsten Angaben sind mehr als 18.000 Menschen gestorben, mehr als 12.000 werden noch vermisst. Über 425.000 Männer, Frauen und Kinder leben in Notunterkünften.
Gaskraftwerk soll Stromknappheit beheben helfen
Um die Stromversorgung Tokios zu verbessern, will Tepco versuchen, bis in einer Woche ein Gaskraftwerk wieder in Gang zu bekommen. Nach dem Beben wurden elf der 54 japanischen Atommeiler abgeschaltet. Einschließlich der Schäden an konventionellen Kraftwerken hat das Land schätzungsweise zehn bis 40 Prozent seiner Kapazität zumindest vorübergehend eingebüßt.
Alle Ereignisse vom Sonnabend im Liveticker:
20.08 Uhr: Im japanischen Krisen-Atomkraftwerk Fukushima Eins soll am Sonntag einer der schwer beschädigten Reaktoren wieder mit Strom versorgt werden. Kraftwerksbetreiber Tepco will zunächst versuchen, Reaktor 2 wieder an die Stromversorgung anzuschließen, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Sonnabend berichtete.
17.25 Uhr: Bei den Rettungsarbeiten am Atomkraftwerk haben sechs Arbeiter zu viel radioaktive Strahlung abbekommen. Bei den Männern wurden mehr als 250 Millisievert gemessen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Samstag mit Verweis auf den Kraftwerksbetreiber Tepco mitteilte. Welche Aufgaben die Arbeiter hatten, teilte Tepco nicht mit. Wegen der Katastrophe hatte das japanische Gesundheitsministerium den Grenzwert für Arbeiter an dem zerstörten Kraftwerk von 100 auf 250 Millisievert hochgesetzt. In Deutschland gilt für Menschen, die beruflich etwa in einem Atomkraftwerk Strahlung ausgesetzt sind, ein Grenzwert von 20 Millisievert pro Jahr. Für alle anderen Menschen, die beruflich künstlicher Strahlenbelastung ausgesetzt sind, liegt die erlaubte Jahresdosis bei 1 Millisievert.
+
Wahl zum Landtag in Sachsen-Anhalt
Das Ergebnis ist nicht spektakulär und bringt doch wahrscheinlich keine Änderung in der Koalition aus CDU und SPD. Bei um circa 10 Prozent erhöhter Wahlbeteiligung verloren Union und FDP, stagnierten SPD und LInke und gewannen Grüne und NPD, letztere ohne Einstiegsmöglichkeit in das Hohe Haus. Bei dieser WAhl gibt es eine rot-rot-grüne Mehrheit, die wegen der vielen kleinen Parteien, die nicht den Einzug nach Magdeburg geschafft haben, sogar nach Mandaten eine rot-rote Mehrheit ist. Allein, die SPD wäre auch hier die zweite Kraft und geht nicht das Wagnis ein, einer anderen Partei als der CDU zum Regieren zu verhelfen. Die Grünen haben doppelt so viele Stimmen wie die FDP.
+
„Ob militärische Luftschläge dem Volk in Libyen wirklich helfen, daran kann man zu Recht Zweifel haben. Deshalb halte ich das Abstimmungsverhalten der Bundesregierung für verständlich und nachvollziehbar“. Äußerung von Merkels Ex-Außenminister Steinmeier zur Enthaltung bei der Verabschiedung der UN-Resolution zur Sicherung des Luftraums seitens der deutschen Regierung.
+
„Imperatorem stantem mori oportet.“ („Ein Kaiser sollte stehend sterben.“)
Vespasian, römischer Kaiser, 79