berliner abendblätter 2.00 am 21.3.

Hamburger Abendblatt über die Katastrophe in Japan
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Verfolgen Sie die Ereignisse in Japan im Liveticker:

11.40 Uhr: Auch über dem havarierten Reaktor 2 des Katastrophen-AKW Fukushima ist Rauch aufgestiegen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Zuvor war bereits über Block 3 grauer Rauch aufgestiegen, der bis zum frühen Abend (Ortszeit) wieder verschwand. Der Reaktor 2 ist seit Sonntag wieder an das Stromnetz angeschlossen. Ob die Wasserpumpen funktionieren, ist unklar. In Reaktor 2 gab es zuvor schwere Explosionen und Brände. Die innere Hülle des Reaktors ist beschädigt.

11.00 Uhr: Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist über die Belastung von Lebensmitteln durch austretende Radioaktivität im Norden Japans „stark besorgt“. Das erklärte am Montag ein WHO-Sprecher in Genf auf Anfrage. Noch in der vergangenen Woche hatte die WHO die Lage im Zusammenhang mit den havarierten Atommeilern als nicht Besorgnis erregend eingestuft. Man werde sich der Lage mehr und mehr bewusst, sagte der Sprecher. „Die Dinge haben sich ganz sicher seit der vergangenen Woche bewegt.“

10.56 Uhr: In immer mehr japanischen Regionen ist das Trinkwasser radioaktiv belastet. Spuren von Strahlung wurden im Leitungswasser von neun Präfekturen festgestellt, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Regierungsangaben berichtete. Die Grenzwerte der Kommission für atomare Sicherheit seien aber bei allen Proben unterschritten worden. Bei einer anderen Untersuchung wurden in einem Dorf allerdings deutlich erhöhte Werte festgestellt. In den Regionen Tochigi und Gunma wurden Spuren von radioaktivem Jod sowie von Cäsium gefunden. Ausschließlich radioaktives Jod war im Trinkwasser der Präfekturen Saitama, Chiba, Tokio, Kanagawa, Niigata und Yamanashi enthalten, wie die Untersuchung des Ministeriums für Wissenschaft und Technology ergab. In den Proben aus der Präfektur Yamanashi westlich von Tokio war noch kein radioaktives Jod entdeckt worden.

Die Probe aus der Katastrophenregion Fukushima war mit 23 Becquerel Jod pro Liter belastet, der Grenzwert liegt bei 300 Becquerel. In dem Dorf Litate rund 30 Kilometer von dem AKW entfernt stellten Experten allerdings den dramatisch erhöhten Wert von 965 Becquerel Jod pro Liter Leitungswasser fest – das Wasser dort darf nicht mehr getrunken werden.

9.33 Uhr: Über dem Abklingbecken des havarierten Fukushima-Reaktors 3 steigt erneut grauer Rauch auf. Als Reaktion evakuierte der AKW-Betreiber Tepco das Gelände und brachte seine Arbeiter in Sicherheit, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Tepco berichtete. Der Rauch wurde demnach an der Südostseite des Reaktors sichtbar und hing über der Ruine.Die radioaktive Belastung auf dem Gelände habe sich aber „kaum erhöht“, sagte Regierungssprecher Yukio Edano im staatlichen Fernsehen NHK. Derzeit versuchten Experten, den Grund für die Rauchentwicklung herauszufinden: „Der Rauch muss nicht zwingend von dem Abklingbecken ausgehen, in dem Reaktor sind noch weitere brennbare Materialen“, sagte Edano.

Die in Block 3 verwendeten Brennelemente sind besonders gefährlich, weil es sich dabei um Plutonium-Uran-Mischoxide (MOX) handelt. Plutonium ist ein hoch giftiger Stoff. Obwohl der Block bis Sonntag früh 13 Stunden lang unter dem Beschuss von Wasserwerfern stand, war der Druck gestiegen. Das Kühlsystem in Block 3 ist ausgefallen, die innere Reaktorhülle soll nach Regierungsangaben aber noch intakt sein.

8.54 Uhr: Der Kraftwerksbetreiber Tepco hat erklärt, in Reaktor 5 arbeite eine Pumpe wieder mit Strom aus dem Netz. Alle sechs Reaktorblöcke seien mittlerweile an Starkstromleitungen angeschlossen.

8.10 Uhr: Anhaltender starker Regen erschwert die Rettungsarbeiten und schürt Ängste vor radioaktivem Niederschlag. Regierungschef Naoto Kan sagte wegen des Wetters einen für Montag geplanten Besuch in der Katastrophenregion im Nordosten Japans ab.

7.32 Uhr: Japans Atombehörde bestätigt, dass die Reaktorblöcke 5 und 6 wieder ans Stromnetz angeschlossen wurden.

7.22 Uhr: Die japanische Polizei rechnet inzwischen mit mehr als 18.000 Toten durch die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vom 11. März. Sie gab diese Einschätzung am Montag in Tokio bekannt. Am Sonntag noch war von 8.600 Toten und 12.8000 Vermissten gesprochen worden.

7.18 Uhr: In einem Dorf nahe Fukushima 1 ist eine stark erhöhte Radioaktivität im Trinkwasser gemessen worden. Der Grad von radioaktivem Jod im Wasser von Iitatemura sei drei Mal so hoch wie der von der Regierung festgesetzte Grenzwert, teilte das japanische Gesundheitsministerium am Sonntag mit. Iitatemura liegt rund 40 Kilometer von Fukushima 1 entfernt und hat etwa 4000 Einwohner.

7.12 Uhr: Die Einsatzkräfte im Atomkraftwerk Fukushima setzen die Kühlung von beschädigten Reaktoren mit Wasserwerfern fort. Die Feuerwehrmänner und Soldaten der japanischen Streitkräfte besprühten die Reaktorblöcke 3 und 4 mit Meerwasser, wie der Fernsehsender NHK berichtete. Im Reaktorblock 2 richten sich die Bemühungen darauf, nach der Wiederherstellung der Stromversorgung zentrale Funktionen im Kontrollraum in Gang zu bringen: zunächst die Beleuchtung und dann vor allem die reguläre Kühlung des Reaktors und des Abklingbeckens für abgebrannte Kernbrennstäbe. Die dafür erforderlichen Arbeiten könnten zwei bis drei Tage dauern, sagte Hidehiko Nishiyama von der Atomsicherheitsbehörde (NISA).

6.24 Uhr: Der Strahlenbiologe Edmund Lengfelder rechnet damit, dass die Hälfte der verbliebenen Arbeiter im havarierten Atomkraftwerk Fukushima den Strahlentod sterben wird. „Wenn eine Gruppe von zehn jüngeren Leuten zwölf Stunden einer solchen Dosis Leistung ausgesetzt ist, werden 50 Prozent davon, also fünf Männer, den akuten Strahlentod sterben“, sagte Lengfelder der „Frankfurter Rundschau“.

6.20 Uhr: Ein weiteres Erdbeben hat am frühen Montagmorgen (Ortszeit) die Präfektur Fukushima im Nordosten von Japan erschüttert. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete, hatte es eine Stärke von 4.7. Angaben zu Verletzten oder Schäden gab es nicht. Demnach war das Beben auch in unmittelbarer Nähe des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Eins zu spüren. Die Anlage war vor zehn Tagen von dem stärksten jemals in Japan gemessenen Erdbeben mit der Stärke 9.0 und einem darauffolgenden Tsunami stark beschädigt worden. Seither wird versucht, eine Kernschmelze in dem AKW zu verhindern.

Ereignisse vom Sonntag im Liveticker:

18:43 Uhr: Die Bewohner der Präfektur Fukushima wird von der japanischen Regierung empfohlen, das dortige Leitungswasser nicht zu trinken. Die radioaktive Belastung könnte zu hoch sein. Zuvor waren bereits erhöhte Strahlungswerte im Leitunsgwasser von Tokio und anderen Regionen des Landes festgestellt worden.

18.35 Uhr: Die Lage im japanischen Atomkraftwerk in Fukushima I ist laut UN-Atombehörde IAEA trotz einiger Fortschritte in den vergangenen 24 Stunden weiter sehr ernst. Ein Sprecher der Behörde sagte, die Strahlung in den japanischen Großstädten bleibe zwar unter den Grenzwerten. Allerdings sei in einigen Gemüseproben mehr radioaktives Jod nachgewiesen worden als erlaubt.

16.35 Uhr: Der Reaktorblock 5 der beschädigten Atomanlage Fukushima Eins ist wieder an das externe Stromnetz angeschlossen. Das teilten am Montag (Ortszeit) die Behörden nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo mit. Das Kühlsystem des Reaktorblocks wurde zuvor mit Notgeneratoren betrieben.

16.10 Uhr: Autobauer Nissan aus Japan hat angekündigt, in der kommenden Woche den Betrieb im von Erdbeben, Tsunami und Atomsorgen gebeutelten Japan wieder anlaufen lassen. Die Herstellung von Ersatzteilen und von Teilen für die Fertigung im Ausland werde am Montag in fünf Fabriken wiederaufgenommen.
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Letztes Wort
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„No permitáis que ésto acabe así. Contad que he dicho algo.“ („Lassen Sie es nicht so enden. Schreiben Sie, dass ich etwas gesagt hätte!“) [zu einem Journalisten, nachdem er von einer Revolverkugel tödlich getroffen worden war]
Pancho Villa, mexikanischer Freiheitskämpfer, 1923