24.10.
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Rede des Bundespräsidenten in der Türkei am 19.10.2010 in Ankara
Es gilt das gesprochene Wort.
Ich grüße Sie und das Volk der Türkei herzlich und überbringe Ihnen die guten Wünsche meiner Landsleute. Es ist mir eine große Ehre, als erster deutscher Bundespräsident vor der Großen Nationalversammlung der Türkei zu sprechen. Ihre Einladung zeigt, wie intensiv und eng unsere beiden Völker verbunden sind. Ich freue mich besonders, dass mich bereits mein dritter Staatsbesuch in Ihr Land führt. Dies entspricht dem hohen Stellenwert der Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland.
Unsere Beziehungen reichen weit in die Geschichte zurück und haben die Entwicklung unserer Nationen immer wieder bereichert. Der Dialog von Orient und Okzident hat früh Schriftsteller und Künstler beschäftigt. Auch in Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Technik entstand eine enge partnerschaftliche Beziehung. Das Ende des Ersten Weltkriegs führte beide Länder in eine neue Epoche, die Kaiserreich und Sultanat hinter sich ließ und in der das Parlament eine zentrale Rolle spielen sollte.
Jedoch bestand die erste deutsche Republik nur knapp anderthalb Jahrzehnte. Sie mündete mit der Machtübernahme Hitlers in die Diktatur. In den Jahren des nationalsozialistischen Regimes fanden zahlreiche Deutsche, die wegen ihrer Überzeugung oder ihrer Herkunft verfolgt wurden, Aufnahme in der Türkei. Die Verfolgten haben hier ihre Spuren hinterlassen. Als Beispiele nenne ich den Komponisten Paul Hindemith, den Juristen und Rechtssoziologen Ernst E. Hirsch, den Architekten Bruno Taut oder den Musikpädagogen Eduard Zuckmayer. Viele fanden hier an den Universitäten eine neue Betätigung. Sie konnten dadurch auch einen wesentlichen Beitrag zur Fortentwicklung der wissenschaftlichen Qualität leisten. Für die Bereitschaft der Türkei, die Verfolgten aufzunehmen, gebührt Ihrem Land heute noch unser aufrichtiger Dank.
Auch Ernst Reuter, der überaus eindrucksvolle spätere Regierende Bürgermeister von Berlin, gehörte zu den Verfolgten. Nicht ohne Grund wurde 2006 sein Name gewählt, um durch die „Ernst-Reuter-Initiative“ den interkulturellen Dialog zwischen Deutschland und der Türkei weiter zu fördern.
Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich unsere Beziehungen in einer beispiellosen Weise intensiviert. Das wird schon durch wenige Beispiele deutlich: Nirgendwo in Europa leben heute mehr Mitbürgerinnen und Mitbürger mit türkischen Wurzeln als in Deutschland. Mein Land ist seit langem wichtigster Wirtschaftspartner der Türkei, an erster Stelle beim Export, an zweiter Stelle beim Import. Viele deutsche Unternehmen haben sich in der Türkei niedergelassen und tragen hier zur wirtschaftlichen Dynamik bei.
Die Türkei war schon zweimal eindrucksvoll Partnerland der Hannover Messe und dieses Jahr Partnerland der Internationalen Tourismusbörse in Berlin. Touristen aus Deutschland stellten auch im Jahr 2009 die größte Gruppe ausländischer Besucher in der Türkei. Sie sind beeindruckt von der türkischen Gastfreundschaft, der Schönheit der Natur und dem Erbe faszinierender Kulturen, dem sie hier begegnen können.
Dieser Überblick zeigt, dass Deutsche und Türken in beiden Ländern Gäste und Gastgeber und immer öfter auch Freunde und Nachbarn geworden sind. Miteinander leben und voneinander lernen gehören zu dieser engen Beziehung. Ganz besonders freue ich mich deshalb darauf, im Rahmen meines Besuchs den Grundstein für die Deutsch-Türkische Universität in Istanbul zu legen. Diese Universität ist ein herausragendes Projekt und ein Leuchtturm der deutsch-türkischen Wissenschaftskooperation. Sie verbindet unterschiedliche wissenschaftliche Traditionen und ermöglicht gerade so gemeinsames Lernen und Handeln.
Forts. folgt
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Scharon nachgebildet
Der in Berlin lebende israelische Künstler Noam Braslavsky (*1961) hat eine lebensechte Skulptur des seit Januar 2006 zwischen Leben und Tod schwebenden Ex-Ministerpräsidenten Israels Ariel Scharon angefertigt. Anlässlich der Vernissage in der Renana Kishon Gallery in Tel Aviv ließ der Künstler sich mit den Worten vermelden: „Üblicherweise gibt es einen Prozess des Trauerns, wenn ein Führer stirbt oder getötet wird. Und das hat es nicht gegeben.“ Zur Aussage seines Werkes, das nicht vom lebenden Objekt abgenommen worden ist, sagte Braslavsky, es handele sich um eine Allegorie auf den labilen Zustand der Existenz Israels „zwischen Himmel und Erde“. Scharons Rolle im Bürgerkrieg Libanons war Gegenstand der Untersuchungen der Kahan-Kommission. Im Abschlussbericht wurde ihm nicht Komplizenschaft, aber fahrlässiges Unterlassen vorgeworfen. Er verließ daraufhin den Posten des Verteidigungsministers. Ein Prozess in Belgien in der Sache wurde aufgrund eines dort im Strafrecht verankerten „Weltrechtsprinzips“ angestrengt, aber auf internationalen Einspruch vom dortigen Kassationsgericht kassiert. Die Stimmung im Jahre 1982 in einem israelischen Panzer in „Feindesland“ fängt der fiktive Film „Lebanon“ von Samuel Mauz ein, der in Venedig im vergangenen Jahr den Goldenen Löwen gewann. Als gewählter Ministerpräsident besuchte Scharon am 28.9.2000 mit 1.000 Menschen im Tross den Tempelberg und provozierte die palästinensische Bevölkerung zur 2. Intifada.
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Schlingensief, Theaterfex, heute 50
Aber warum eine Oper für Afrika?
Dort ist doch genug Kultur!
Jedenfalls ist Auschwitz repräsentativer für Europa als Ruanda für Afrika.
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Trittin wieder wohlauf
Berlin – Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, ist nach einer Nacht im Krankenhaus wohlauf. Trittin hatte am Donnerstag bei einer Veranstaltung der IG Metall Schüttelfrost bekommen und sich in ärztliche Behandlung begeben. ‚Außer Anzeichen eines grippalen Infektes wurde nichts festgestellt‘, teilte die Grünen-Fraktion mit. An einer Nato-Konferenz der Fraktion nahm Trittin am Freitag nicht teil. Der 56-Jährige hatte Anfang des Jahres einen Herzinfarkt erlitten. dbr…
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Berliner Polizeibericht
Tourist von U-Bahnzug überrollt
Friedrichshain-Kreuzberg, 23.10.
Ein Berlin-Tourist ist heute Morgen durch einen einfahrenden U-Bahnzug tödlich verletzt worden. Der 19-jährige Mann hatte nach bisherigen Erkenntnissen gegen 8 Uhr 20 am Bahnhof Möckernbrücke den Waggon eines Zuges der Linie 1 erklommen und verblieb auf dem Dach des Abteils als dieser wieder anfuhr. Vor Erreichen des nächsten Bahnhofs stürzte der junge Mann hinter dem Zug in das Gleisbett und blieb dort unbemerkt schwer verletzt liegen. Der Fahrer eines nachfolgenden Zuges entdeckte den Verunglückten zu spät und überrollte ihn trotz einer Gefahrenbremsung. Der 19-Jährige verstarb an seinen schweren Verletzungen noch am Unfallort. Der Zugverkehr war für etwa eine Stunde unterbrochen.
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Toilettenkabine angezündet
Friedrichshain-Kreuzberg, 23.10.
Zwei unbekannt gebliebene Männer entzündeten heute früh in Friedrichshain eine Toilettenkabine. Ein Anwohner beobachtete die beiden Personen gegen 4 Uhr 20 auf einem Gelände einer Baustelle in der Kinzigstraße, als diese versuchten, das portable WC anzuzünden und alarmierte die Polizei. Eintreffende Beamte einer Funkstreife entdeckten einen der Tatverdächtigen, der in ein nahegelegenes Szenelokal flüchtete. Etwa 20 im Lokal anwesende Gäste hinderten die Beamten durch Schreien und in einem anschließenden Handgemenge massiv daran, den Tatverdächtigen festzunehmen. Die unübersichtliche Situation nutzte der Mann aus und flüchtete über einen Kellerzugang in unbekannte Richtung. Eine anschließende Absuche der Umgebung durch inzwischen eingetroffenen Beamten einer Einsatzhundertschaft blieb erfolglos. Die Kriminalpolizei der Direktion 5 ermittelt wegen Sachbeschädigung, versuchter Gefangenenbefreiung und Widerstandes.
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Letztes Wort
„Bless you, Sister. May all your sons be bishops.“ („Gott segne Sie, Schwester. Mögen alle Ihre Söhne Bischöfe werden.“) [zu der Nonne, die ihn pflegte]
Brendan Behan, irischer Dramatiker
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