berliner abendblätter 2.00 am 26.3.

Die Berichterstattung über die japanische Katastrophe wird in der dritten Woche aus der Augsburger Allgemeinen übernommen.
Japan
+++ Live-Ticker zur Japan-Katastrophe +++
Die Situation im havarierten Atomkraftwerk Fukushima in Japan ist nach wie vor nicht unter Kontrolle. Radioaktiv belastetes Wasser dringt nun aus der Ruine. An mehreren Blocks stand Wasser, das 10 000-fach stärker strahlte als gewöhnlich. Wir informieren Sie im Live-Ticker:

[16:27] +++ Reedereien meiden Tokio aus Angst vor Strahlung +++

Internationale Reedereien vermeiden es aus Angst vor Strahlenbelastungen, die Häfen von Tokio und Yokohama anzulaufen. Wie die Zeitung «New York Times» berichtete, hätten mehrere große Reedereien den Frachtverkehr gestoppt oder eingeschränkt. Dagegen würden die von Fukushima weiter entfernten Häfen wie Osaka und Kobe weiterhin angelaufen.

[14:11] +++ Wind weht weiter günstig für Tokio +++

Der Wind weht auch in den nächsten Tagen günstig für die Millionen-Metropole Tokio. Radioaktive Partikel aus den Unglücksreaktoren in Fukushima werden auf das Meer getragen. Nur der Küstenstreifen nördlich des Kraftwerks werde vermutlich am Dienstag geringe Mengen radioaktiven Materials abbekommen, sagte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach voraus.

[11:04] +++ Unglücksreaktor in Fukushima seit 40 Jahren in Betrieb +++

Reaktor 1 im havarierten Kernkraftwerk Fukushima Eins ist genau seit 40 Jahren in Betrieb. Es sei «äußerst bedauerlich», was aus dem Reaktor geworden sei, sagte der Vize-Chef des Atombetreibers Tepco, Sakae Muto, anlässlich des Jahrestages der Inbetriebnahme des Reaktors, wie die japanische Nachrichtenagentur Jiji berichtete. Dafür wolle er sich entschuldigen.

[10:31] +++ Wieder Licht in Kontrollraum von Reaktor 2 +++

Im havarierten Kernkraftwerk Fukushima haben Arbeiter im Kontrollraum von Reaktor 2 die Stromversorgung wieder hergestellt. Dort brenne wieder Licht, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Die Arbeiter versuchen seit Tagen, die beschädigten Meiler in Fukushima wieder mit Strom zu versorgen, um das Kühlsystem wieder in Gang zu bringen. In den Kontrollräumen von Reaktor 1 und 3 ist das Licht bereits seit einigen Tagen wiederhergestellt.

[09:05] +++ Regierung: Lage im Atomkraftwerk verschlechtert sich nicht +++

Die Lage im havarierte Atomkraftwerk Fukushima hat sich nach Aussagen eines Sprechers der japanischen Regierung nicht weiter verschlechtert. Es sei jedoch derzeit noch nicht möglich, genau zu sagen, wann die Atomkrise vorüber sei, sagte Kabinettssekretär Yukio Edano. Die Einsatzkräfte versuchen derweil mit Hochdruck, ausgelaufenes radioaktives Wasser zu entfernen, um die Arbeiten zur Verkabelung der Kühlsysteme fortsetzen zu können.

[08:56] +++ Bereitstellung von Behelfshäusern läuft an +++

In Japan läuft die Bereitstellung von Behelfsunterkünften für die Opfer der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe an. Die mit am schwersten getroffene Stadt Rikuzentakata in der Provinz Iwate begann als erste Gemeinde, Anträge für solche Häuser entgegenzunehmen. Manche Menschen, die in den vergangenen zwei Wochen unter äußerst harten Bedingungen bei Kälte und Versorgungsmangel in Notunterkünften ausharren mussten, hoffen wegen der Behelfshäuser auf bessere Lebensbedingungen. Andere fragen sich, ob es angesichts der radioaktiven Verstrahlung überhaupt Sinn macht, noch länger in der Region zu leben.

[04:34] +++ Schnee und Kälte behindern Aufräumarbeiten in Japan +++

Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt behindern die Aufräumarbeiten im japanischen Katastrophengebiet. «Es ist so kalt, dass wir nichts machen können», sagte ein Überlebender dem Fernsehsender NHK. Der Mann war zusammen mit seiner Frau in sein beim Erdbeben beschädigtes Haus zurückgekehrt.

[03:10] +++ Hohe Strahlenbelastung im Meerwasser vor dem AKW Fukushima +++

Die radioaktive Verseuchung der Umwelt in der Nähe des außer Kontrolle geratenen Atomkraftwerks Fukushima weitet sich aus. In der Nähe der Anlage wurde in Meerwasserproben radioaktives Jod festgestellt, das den zulässigen Grenzwert um den Faktor 1250 übersteigt.

[01:16] +++ Bisher 17 Arbeiter im AKW Fukushima verstrahlt +++

Seit Beginn der Krise im Atomkraftwerk Fukushima sind 17 Arbeiter verstrahlt worden, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Dabei wurden nur diejenigen Unfälle berücksichtigt, bei denen eine Radioaktivität von mehr als 100 Millisievert gemessen wurde.

[00:52] +++ Vor allem Cäsium 137 in radioaktivem Wasser von Block 1 +++

Das verstrahlte Wasser in Block 1 des Atomkraftwerks Fukushima enthält hohe Mengen von Cäsium 137, wie es auch nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor nahezu 25 Jahren in großen Mengen in die Umwelt gelangt ist. Die japanische Reaktorsicherheitsbehörde (NISA) veröffentlichte eine Analyse dieses Wassers, wobei acht radioaktive Substanzen festgestellt wurden. An der Spitze der Aktivität steht Cäsium 137 mit 1,8 Millionen Becquerel.

[20:28] +++ IAEA: Viel Vorarbeit für Untersuchung der Lecks in Fukushima nötig +++

Im havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima Eins sind nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in Wien noch viele Vorarbeiten nötig, bevor Ingenieure die vermuteten Lecks in den Reaktoren 1, 2 und 3 untersuchen und eventuell abdichten können.

[19:53] +++ Japanische Regierung will Strahlenopfer auf Krankenhäuser verteilen +++

Die japanische Regierung will Strahlenopfer dezentralisiert versorgen. Ab einer Zahl von 100 stark verstrahlten Opfern sollen die Patienten auf mehrere Klinken verteilt werden.
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Heute sind mindestens 20.000 Menschen allein in Berlin gegen die Atompolitik der Bundesregierung unterwegs. Die Route ist klug gewählt. Vom Potsdamer Platz geht es am Verteidigungsministerium vorbei zur CDU-Bundeszentrale und über die Siegessäule auf die Straße des 17. Juni, nahezu in Sichtweite zum Kanzleramt. FDP-Leute sollen heute auch dabei sein. Es kommt darauf an, die Stimmen für schwarz-gelb in den Landtagswahlen des morgigen Sonntages nicht als Stimmen für die Atomwirtschaft nehmen zu müssen. Aber wie haben sich die Regierungsparteien tatsächlich gewandelt aufgrund der neuesten Ereignisse?
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Der Spiegel bringt Auszüge aus dem BDI-Protokoll einer Rede des Bundeswirtschaftsministers Brüderle vom 14.3. im Haus des Verbandes:
Hier die umstrittenen Passagen zum Auftritt von Wirtschaftsminister Brüderle laut Protokoll:

„TOP 4 Umsetzung des industriepolitischen Gesamtkonzepts Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle

Herr Dr. Keitel begrüßte den Minister und wies zugleich darauf hin, dass es in der Bundesregierung einige industriekritische Vorhaben gebe, die die Wirtschaft in ihrer Entwicklung behinderten und die man mit Sorge beobachte.

Der Minister ging zunächst auf die Ereignisse in Japan ein. Man müsse sich darauf einstellen, dass die Energiediskussion mit gesteigerten Emotionen zurückkommen werde. Eine redliche Aussprache über Alternativen müsse aber auch die Themen CCS und Leitungsbau mit in den Blick nehmen.

Einer Rohstoffsteuer erteilte BM Brüderle klar eine Absage. Um mit der Rohstoffknappheit umzugehen, müssten andere Instrumente her, wie eine Verbesserung des Marktzugangs und eine Stärkung der Suche nach Alternativen.

Schließlich ging er auf die Euro-Stabilität ein. Zwar sei die Stabilitätskultur in Europa schon immer unterschiedlich gewesen. Die Südländer hätten von der harten Währung aber massiv profitiert. Beantwortet werden müsse nun die Frage, wie die Aufstockung des europäischen Stabilisierungsmechanismus genau zu vollziehen sei. Sehr zu begrüßen sei in diesem Zusammenhang das Einstimmigkeitsprinzip. Ohne eine deutsche Zustimmung könne der Fonds nicht auszahlen, wie auch immer dies dann in der späteren Praxis gelebt werde.

Herr Dr. Keitel machte darauf aufmerksam, dass derzeit eine Meldung über die Ticker laufe, wonach die Bundesregierung am Nachmittag ein Moratorium der Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke bekannt geben wolle. Der Minister bestätigte dies und wies erläuternd darauf hin, dass angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen Druck auf der Politik laste und die Entscheidungen daher nicht immer rational seien. Er sei ein Befürworter der Kernenergie in Deutschland und für ihn sei klar, dass die energieintensive Industrie in der Wertschöpfungskette gebraucht werde. Es könne daher keinen Weg geben, der sie in ihrer Existenz gefährde.

In der weiteren Aussprache, an der sich die Herren Dr. Enders und Dr. Keitel beteiligten, bezweifelte der Minister, ob das Bekenntnis der Politik zur Kernenergie flächendeckend sei.“

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Letztes Wort
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„Ich sterbe, wie ich gelebt habe – über meine Verhältnisse.“ Seine Freunde waren der Anekdote zufolge mit einer Flasche Champagner an seinem Sterbebett erschienen. [unsicher] Rainer Schmitz behauptet, Wildes letzte Worte seien „Entweder die Tapete geht, oder ich.“ gewesen.
Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1900