berliner abendblätter 2.00 am 28.1.

28.1.
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Fundamentalistischer US-Pastor will dem Koran öffentlich den Prozess machen
Gainsville. Der christliche Pastor Terry Jones will am 20. März in seiner Gemeinde in Gainsville im US-Bundesstaat Florida einen „Richte den Koran“-Tag veranstalten. Das kündigte der Leiter des „Dove World Outreach Center“ im Gespräch mit der Tageszeitung „Die Welt“ an. Wie die Zeitung berichtet, wirft Jones dem Koran „Mord, Vergewaltigung, Fehlleitung und Aufrufe zu Terroraktionen“ vor. Im Falle eines Schuldspruchs folge die Bestrafung durch eine öffentliche Hinrichtung – zur Wahl stehen laut Jones „Verbrennen, Ertränken, Zerreißen oder die Erschießung durch ein Exekutionskommando“. Jones versicherte, dem Koran werde ein fairer Prozess gemacht, mit Ankläger, Jury und Verteidiger. Der Fundamentalist hatte bereits im Spätsommer 2010 weltweit für Empörung gesorgt, als er ankündigte, er und Mitglieder seiner Gemeinde wollten am 11. September, dem Jahrestag der Terroranschläge in den USA, den Koran öffentlich verbrennen. Die Aktion war von Jones im letzten Moment abgesagt worden.
24.01.2011, dts Nachrichtenagentur
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Jones lebte viele Jahre seines Lebens in Deutschland. Der spiegel schrieb am 10.9.2010:
Der Mann hinter der Aktion ist der Pastor der Gemeinde, des „Dove World Outreach Center“, einer Kirche, die sonntags gerade einmal 50 Gläubige vom radikalen Rand der evangelikalen Bewegung aufsuchen. Der 58 Jahre alte ehemalige Hotelmanager Terry Jones ist der Autor des Hass-Pamphlets „Islam is of the Devil“.
In den USA ist er bereits mehrfach als islamophober Provokateur aufgefallen. Weniger bekannt ist hingegen, dass der Mann mit dem markanten Schnauzbart bis 2009 in Köln eine charismatisch-evangelikale Gemeinde führte. Erst im vergangenen Jahr setzten ihn die Gemeindemitglieder wegen seiner Radikalität vor die Tür.
Ein „Klima von Angst und Kontrolle“ habe bei ihm in der Gemeinde geherrscht, berichtet ein ehemaliges Mitglied, das nicht namentlich genannt werden will. An die Stelle freier Meinungsäußerung sei „blinder Gehorsam“ getreten. Der Pastor und seine Ehefrau hätten sich als von Gott eingesetzt betrachtet, Widerspruch war mithin ein Vergehen gegen den Herrn. Mit diesen Methoden, berichten Zeitzeugen übereinstimmend, hätten Jones und Ehefrau Sylvia immer eindringlicher nach Geld gefragt – und Arbeitsdienste verteilt.
Der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche im Rheinland, Andrew Schäfer, bestätigt das: „Terry Jones ist ein Fundamentalist“, sagte er SPIEGEL ONLINE. Bis heute müssten ehemalige Gemeindemitglieder therapeutisch betreut werden – Schäfer spricht von „geistigem Missbrauch“. So habe Jones Gemeindemitglieder dazu gedrängt, ihre Kinder mit der Rute zu züchtigen und zudem eine „ausgeprägte Dämonenlehre“ und Gehirnwäsche betrieben.
„Terry Jones hat eine scheinbar wahnhaft entwickelte Persönlichkeit“, mutmaßt Schäfer. Jones habe, als er in den Achtzigern nach Deutschland kam, Köln als eine „Stadt der Hölle und von der Mutter Neros gegründet“ betrachtet – und Deutschland als „Schlüsselland für die vermeintlich christliche Erweckung Europas“ angesehen.
Mit anscheinend großer Energie und Überzeugungskraft forcierte Terry Jones den Ausbau seiner Gemeinde – am Ende, so schätzt Schäfer, waren es „zwischen 800 und 1000 Mitglieder“. Die mussten in den „Lisa-Jones-Häusern“, nach Jones erster, mittlerweile verstorbenen Ehefrau benannten karitativen Einrichtungen arbeiten. Allerdings, wie Schäfer berichtet, ohne Sozialversicherung und in „prekären Arbeitsverhältnissen“.
Bis heute bestehe zudem der Verdacht, dass die Verkaufserlöse von gespendeten Kleidern und Möbeln zum Teil in die Taschen des Predigers gelangten. Der wurde 2002 überdies zu einer Geldstrafe verurteilt, wie der „Kölner Stadtanzeiger“ seinerzeit berichtete, weil er unberechtigt einen Doktortitel getragen hatte. Den hatte er 1983 von einer amerikanischen Einrichtung mit dem Namen „California Graduate School of Theology“ bekommen.
Jones wurde mit den Jahren immer radikaler, heißt es aus seinem früheren Umfeld. Einem homosexuellen Mitglied wollte er helfen, seine „Sünde wegzubeten“. Doch später ging es nicht mehr nur gegen Schwule und den vermeintlich feindlich gesinnten Staat – sondern zunehmend gegen den Islam. Ein Gemeindemitglied berichtet, dass die Gläubigen teilweise Angst gehabt hätten, zum Gottesdienst zu kommen, weil sie buchstäblich erwarteten, von Muslimen attackiert zu werden. „Terry Jones hat ein Talent dafür, gesellschaftlich relevante Themen zu finden und sie für seine Sache einzuspannen“, sagt Schäfer.
Von Ende 2007 an hatte die Gemeinde jedenfalls genug. Es habe Aussprachen gegeben, berichten Mitglieder, und Versuche, den Kurs zu korrigieren. Doch Terry Jones war dafür nicht zu haben. Aber die Gemeindemitglieder blieben ebenfalls stur. Schlussendlich wurde er mitsamt seiner Frau und den Hilfspredigern ausgeschlossen und setzte sich in die USA ab. „Die Gemeinde ist implodiert“, bestätigt Schäfer. Heute soll sie noch rund 80 aktive Mitglieder haben.
Nun wird er wegen seiner geplanten Koran-Verbrennungen international verurteilt. Doch der Sektenbeauftragte Schäfer sieht in Terry Jones nur noch einen Fanatiker, der ein „kümmerliches Rest-Dasein“ friste und sich nun am globalen Medien-Hype ergötze, da er nach seiner Flucht aus Deutschland den „immensen Macht- und Bedeutungsverlust“ nicht verkraftet habe.
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Tödlicher Stoff dringend gesucht
USA 3.000 Menschen warten in den USA auf ihre Hinrichtung. Doch da das dafür verwendete Gift in den USA nicht mehr produziert wird, versuchen die US-Behörden im Ausland einzukaufen
„Wir stellen die Produktion von Pentothal ein.“ Diese Pressemitteilung des Pharmakonzerns Hospira verändert die Hinrichtungspraxis in 34 der 35 US-Bundesstaaten, die weiterhin Todesurteile vollstrecken. Bislang haben sie alle „Pentothal“ als Narkosemittel in ihren letzten Spritzen benutzt. Zusätzlich mischten sie ein Muskellähmungsmittel sowie eines, das zum Herzstillstand führt, in den tödlichen Cocktail.
Der in Illinois ansässige Konzern Hospira war der einzige US-Hersteller des Narkosemittels „Pentothal“ mit dem Wirkstoff Natrium-Thiopental. Nachdem das Mittel aus der Schmerzbehandlung und Narkose weitgehend durch andere Präparate verdrängt worden war, diente es hauptsächlich für Hinrichtungszwecke.
Schon im Jahr 2007 tauchten erste Nachschubprobleme auf. Damals wurde die Produktion in einem Werk in den USA wegen Qualitätsmängeln ausgesetzt. Hospira, dessen Name laut Selbstdarstellung des Konzerns aus dem Lateinischen abgeleitet ist und „Hoffnung und Optimismus“ ausdrücken soll, versuchte daraufhin, die Produktion von Pentothal in sein Werk in Liscate bei Mailand in Norditalien zu verlagern.
Dafür, dass dieses Vorhaben der Produktionsverlagerung gescheitert ist, hat das italienische Parlament gesorgt. Es verlangte Garantien, dass das Mittel nicht zu Hinrichtungen eingesetzt wird. In der am Freitag veröffentlichten Pressemitteilung erklärt Hospira: „Wir können nicht das Haftpflichtrisiko eingehen, das uns die italienischen Behörden auferlegen, wenn das Mittel bei Todesstrafen eingesetzt wird.“
In den USA wurden im vergangenen Jahr 38 Menschen hingerichtet. Seit 1976 starben insgesamt 1.226 Menschen in den USA auf richterliche Entscheidung. Die Bundesstaaten, die am meisten hinrichten, sind – in dieser Reihenfolge – Texas, Virginia, Oklahoma, Florida und Missouri. Die Bundesstaaten, die zwar an der Todesstrafe festhalten, sie jedoch am seltensten nutzen, sind Connecticut, Idaho, New Mexico, Colorado, Wyoming und South Dakota. Seit 1976 wurden in diesen Staaten jeweils ein Mensch hingerichtet. Lediglich 15 Bundesstaaten der USA verhängen die Todesstrafe nicht.
Derzeit sitzen mehr als 3.000 Menschen in den USA in den Todeszellen von 35 Bundesstaaten. Allein in Kalifornien warten 697 Menschen auf die Vollstreckung der gegen sie gefällten Todesurteile. In Florida sitzen gegenwärtig 398 Hinrichtungskandidatinnen- und -kandidaten ein und in Texas 337.
Im Augenblick verfügen nur noch einige Bundesstaaten über Restbestände von Natriumthiopental. Für manche Bestände gelten, wie im Fall von Florida, nur noch kurzfristige Ablauffristen. Seit sich die Lieferprobleme bei dem Mittel im Jahr 2007 abgezeichnet haben, reagierten die Bundesstaaten ganz unterschiedlich. Oklahoma ist bislang der einzige Bundesstaat, der die Todesstrafe praktiziert und dafür inzwischen ein anderes Narkosemittel benutzt. Im vergangenen Herbst genehmigte ein Bundesrichter den Einsatz von Pentobarbital. Das im Jahr 1916 von der deutschen Firma Bayer entwickelte Mittel wird ansonsten für das Einschläfern von Tieren benutzt. Neuerdings kommt es auch bei der Sterbehilfe zum Einsatz.
Der Bundesstaat Kalifornien hingegen, wo die Reserven des bisherigen Narkosemittels schon im vergangenen Herbst zur Neige gingen, hat national und international nach Möglichkeiten gesucht, neuen Nachschub zu besorgen. Unter anderem sollen Agenten der kalifornischen Strafvollzugsbehörde CDCR versucht haben, das Mittel in Pakistan zu erwerben. Schließlich kauften sie einen Vorrat in Großbritannien (siehe rechts).
Im vergangenen Herbst reisten Mitarbeiter der kalifornischen CDCR auch zu dem Hochsicherheitsgefängnis Florence, südlich von Phoenix, wo sie 24 Ampullen mit je einem halben Gramm des Mittels von Gefängniswärtern abholten.
Die US-Bürgerrechtsgruppe Aclu befürchtet, dass Kalifornien seine Vorräte benutzen könnte, um in Zukunft andere US-Bundesstaaten, denen die tödliche Droge ausgegangen ist, mit dem vom Markt gezogenen Mittel zu versorgen.
38 Menschen wurden in den USA im vergangenen Jahr hingerichtet.
taz, Dorothea Hahn, Washington
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Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat die Politik zur Eile bei der Hartz-IV-Reform gemahnt. „Die Regelsatzerhöhung kann man zwar rückwirkend auszahlen, aber das Schulmittagessen vom Januar kann man nicht im Februar oder März einnehmen“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der „Passauer Neuen Presse“. SZ vom 26.1.
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Letztes Wort
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„Kiss my ass!“ („Leckt mich am Arsch!“) [hingerichtet]
John Wayne Gacy, amerikanischer ephebophiler Massenmörder, 1994