berliner abendblätter 2.00 am 28.3.

Die Ereignisse in Japan werden von Nanoo heute so dargestellt:
Atomkraftwerk in Japan: AKW Super-Gau in Fukushima (Live Ticker)

14:40 Stark radioaktives Wasser außerhalb des Reaktors

Schon heute morgen hat der Reaktor 2 des havarierten Atomkraftwerks in Fukushima für schlechte Nachrichten gesorgt. Die Regierung geht inzwischen davon aus, dass sich in dem Reaktor eine – zumindest teilweise – Kernschmelze entwickelt hat. Nun ist erstmals außerhalb des Reaktors stark radioaktives Wasser gefunden wurden. Die Messungen in den Kontrollschächten des Ableitungssystems ergaben Werte von rund 1000 Millisievert pro Stunde. Das entspricht ziemlich exakt dem 10-millionen-fachen der natürlichen Strahlung, also eben diesem Messwert, den der Kraftwerksbetreiber gestern zunächst gemeldet und anschließend wieder dementiert hatte.

Zwar will Tepco noch “prüfen”, ob dieses Wasser in Kontakt mit dem Meerwasser des Pazifik gekommen sei. In Anbetracht der Informationsweitergabe Tepcos, die immer einige Zeit hinter den tatsächlichen Ereignissen hinterher zu hinken scheint und meist deutlich harmloser als das wirkliche Ausmaß der Entwicklungen ausfällt, ist davon auszugehen, dass hoch-verseuchtes Wasser direkt in den Pazifik eingeleitet wurde. Die Messpunkte befinden jedenfalls nur wenige Meter von Meer entfernt.
13:10 Atomexperte fordert eingreifen des UN-Sicherheitsrats
Dr. Najmedin Meshkati – ein anerkannter Atomwissenschaftler der Universität von Südkalifornien – hat unterdessen ein Eingreifen der internationalen Staatengemeinde gefordert. Die atomare Katastrophe in Japan sei so gravierend, dass sie das Land nicht alleine stemmen könne. Ein Mandat des UN-Sicherheitsrates sei angesichts der Entwicklungen wichtiger als das für Libyen.
12:15 Einwohner ignorieren Sperrzone um AKW Fukushima
Ungeachtet der Warnungen der Regierung kehren offenbar gerade ältere Bewohner in die Gebiete um den Unglücksreaktor zurück. Das berichten japanische Medien. Dabei hatte die Umweltschutzorganisation Greenpeace erst mit eigenen Messungen die Gefährlichkeit der Strahlung bestätigt und angesichts der hohen Radioaktivität eine Ausweitung der Schutzzone gefordert. Die “Rückwanderungen” erfolgen den Berichten zufolge vor allem deshalb, weil man den prekären Umständen der Notunterkünfte entkommen wolle.

AKW Fukushima: Regierung bestätigt Kernschmelze

Lange wurde gezweifelt, dementiert und gemutmaßt. Jetzt ist es amtlich – in Reaktor 2 des havarierten Atomkraftwerks Fukushima 1 ist offenbar die Kernschmelze eingetreten. Das räumte heute Regierungssprecher Edano ein.

Eine Kernschmelze entsteht in abgeschalteten Reaktoren – wie denen in Fukushima – dann, wenn die Reaktoren unzureichend gekühlt werden. Auch nach der Abschaltung setzen die Brennstäbe große Wärmemengen frei. (die sog. Nachzerfallswärme) Ungekühlt führt diese Wärmeentwicklung zum Schmelzen der Brennstäbe. Die Gefahr dabei: Geschmolzene Brennstäbe können sich durch den Druckbehälter “fressen”, in den Boden und das Grundwasser eindringen und so zu einer hochgradigen Verseuchung großer Areale führen. Auch eine Explosion des Druckbehälters und eine Freisetzung großer Mengen radioaktiven Materials über die Luft, ist im Falle einer Kernschmelze nicht unwahrscheinlich.
Radioaktives Wasser im Fokus
Das radioaktive Wasser in den Gebäuden des Atomkraftwerks Fukushima 1 steht weiterhin im Schwerpunkt der Rettungsmaßnahmen. Das Abpumpen des stark verseuchten Wassers ist zwingende Voraussetzung für die Fortsetzung der Kühlarbeiten. Am Donnerstag wurden bereits drei Mitarbeiter durch dieses Wasser so stark verstrahlt, dass sie die Arbeiten nicht fortsetzen konnten und sich in ärztliche Behandlung begeben mussten.
Regierung kritisiert Tepco

Die japanische Regierung hat die Betreibergesellschaft des außer Kontrolle geratenen Atomkraftwerks Fukushima 1 für seine Informationspolitik kritisiert. Vorgänge wie am Vortag dürften sich einfach nicht wiederholen, mahnte ein Regierungssprecher. Tepco hatte mit der Veröffentlichung von Messwerten, die den Normalwert um das 10-millionen-fache überschritten, für Aufregung gesorgt und diese Messwerte später mit fadenscheiniger Begründung revidiert. Der korrekte Messwert lag laut Tepco bei etwa dem Zehntausendfachen des Normalwerts.

Die zunächst gemessene Strahlung von 1000 Millisievert hätte bedeutet, dass Menschen innerhalb weniger Stunden so stark verstrahlt werden, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten Wochen daran sterben. Mit Symptomen der sog. Strahlenkrankheit ist aber bereits ab einer Dosis von etwa 500 Millisievert zu rechnen. Das entspräche einer Strahlenexposition von einer halben Stunde.

16:55 Tepco unsicher über Höhe der Radioaktivität

Hatte der Betreiber des havarierten Atomkraftwerks Fukushima 1 noch am Morgen des heutigen Tages mit Messwerten aus dem Reaktor 2 für Aufregung gesorgt, ist man sich jetzt offenbar nicht mehr sicher, ob die Messwerte tatsächlich korrekt sind. Gemeldet wurde zunächst, dass die Strahlung in dem Reaktor das 10-millionen-fache des zulässigen Grenzwertes erreicht. Diese Angaben dementiert Tepco nun und verweist auf eventuelle Berechnungsfehler. Die Messung sei aufgrund ihrer Höhe “unglaubwürdig”. Einen korrekten Messwert oder eine genaue Begründung der mutmaßlichen Fehlmessung liefert Tepco allerdings nicht. (Anm.d.Red.: Das Dementi der eigenen Messung klingt ein wenig nach “Es kann nicht sein, was nicht sein darf.”)

Sollte der zunächst gemeldete Messwert stimmen, hätte die Verseuchung ein Maß erreicht, das weitere Rettungsmaßnahmen unmöglich macht. Innerhalb einer Viertelstunde würden Arbeiter die zulässige Strahlungbelastung für ein ganzes Jahr aufnehmen. Dabei hatte man diesen Grenzwert bereits von 100 Millisievert auf 250 Millisievert angehoben, um der Extremsituation in Fukushima Rechnung zu tragen.

Ab Belastungen von 500 Millisiervert (entspräche einer halben Stunde) ist mit Symptomen der Strahlenkrankheit zu rechnen. Langfristige Gesundheitsschäden – wie etwa ein stark erhöhtes Krebsrisiko – treten schon weit unterhalb dieser Schwelle auf.
16:00 In Japan regt sich seichter Protest gegen Atomkraftwerke

Auch in Japan regt sich seichter Protest gegen die Atomkraft. Während gestern in Deutschland hunderttausende Menschen auf die Straße gingen, um gegen die friedliche Nutzung der Kernkraft zu demonstrieren, waren es in Japan allerdings nur wenige Hundert. Die Aufrufe glichen denen in Deutschland. Man forderte den Ausstieg aus der Atomenergie. In Tokio versammelte man sich auch vor dem Sitz der Betreibergesellschaft Tepco, die das havarierte Kraftwerk in Fukushima betrieben hat.

Japan war bislang ein sehr atom- und technolgiefreundliches Land. Die Entscheidung für die Nutzung der Atomenergie wurde bislang nicht in Frage gestellt. Eine Anti-Atom-Bewegung – wie etwa in Deutschland – gab es nicht.

Unzufriedenheit regt sich aber in Bezug auf die Informationspolitik der japanischen Regierung. In Umfragen signalisierten die Japaner, dass sie sich nur unzureichend über die Vorgänge in Fukushima informiert fühlen. Vor allem das Ausmaß der Katastrophe wird aus Sicht der Befragten nur häppchenweise präsentiert.
12:35 Strahlung erreicht extreme Werte

Die Strahlung in Reaktor 2 des havarierten Atomkraftwerks Fukushima 1 erreichte in den frühen Morgenstunden extreme Werte. Die Verseuchung des Wassers im Reaktor lag bei etwa dem zehn-millionenfachen des Normalwerts. Ein so extremer Strahlungswert von rund 1000 Milisievert pro Stunde ist innerhalb kurzer Zeit für Menschen tödlich. Sind Menschen dieser Strahlung eine Stunde ausgesetzt, leiden sie unter der Strahlenkrankheit. Innerhalb von 30 Tagen sterben 10 Prozent von ihnen. Hält eine Strahlenbelastung in dieser Höhe 3 oder 4 Stunden an, bedeutet das den sicheren Tod für 50 Prozent der Menschen innerhalb eines Monats.

Aufgrund der hohen Radioaktivität wurden die Arbeiter in Sicherheit gebracht. Der Kraftwerksbetreiber Tepco ist aber zuversichtlich, die Arbeiten bald fortsetzen zu können. Man verwies dabei auf die kurze Halbwertszeit von radioaktivem Jod, die zu einem Zerfall innerhalb eines Tages führen würde. Allerdings wurden auch sehr hohe Werte an aktivem Cäsium gemessen, das deutlich längere Halbwertszeiten hat. (ca. 30 Jahre)
10:10 Radioaktivität im Pazifik steigt weiter

Die Verseuchung des Pazifik durch radioaktive Substanzen aus Fukushima 1 hat erneut zugenommen. War gestern noch eine Überschreitung des Grenzwertes um das 1250-fache gemessen worden, erreichte der Wert heute bereits das 1850-fache des zulässigen Höchstwerts.
9:30 Kommunkationsprobleme trug zu Verstrahlung der Tepco-Mitarbeiter bei

Während die Betreiberfirma Tepco in der vergangenen Woche die Schuld für die Verstrahlung dreier Mitarbeiter zunächst bei den Helfern selbst unterstellt hatte, rudert man nun offenbar zurück. Obwohl man seitens des Betreibers wusste, dass das Wasser in der Anlage stark verstrahlt war, hat man die eingesetzten Mitarbeiter offenbar nicht ausreichend darüber informiert. Der Unfall wäre vermutlich zu verhindern gewesen, wenn die Kommunikation reibungslos funktioniert hätte.
8:00 IAEO steht Notfallsituation über Wochen oder Monate

Auch die internationale Atomenergiebehörde IAEO hat heute Hoffnungen auf eine schnelle Lösung der Probleme im Kraftwerk Fukushima 1 einen Dämpfer verpasst. Im Moment sei die Lage weiterhin unübersichtlich. Man habe weder gesicherte Erkenntnisse darüber, ob die Brennstäbe im Abklingbecken ausreichend mit Wasser bedeckt seien, noch ob die Reaktorhüllen der drei aktiven Reaktoren intakt seien. Man gehe seitens der IAEO davon aus, dass sich die Notfallsituation noch über Wochen oder gar Monaten hinziehe.
Atomkraftwerk Fukushima: Die Aktuelle Lage in der Kurzfassung

Auch an Tag 14 der Atomkatastrophe ist noch keine Entspannung der Lage in Sicht. Noch immer konnte keine normale Kühlung der Reaktoren sichergestellt werden. Die Reaktoren werden weiterhin von außen notgekühlt. Zwei der Reaktoren erreicht man inzwischen aber immerhin mit Süßwasser. Derzeit sind die Teams des Kraftwerks vor allem damit beschäftigt, radioaktives Wasser, dass die Rettungsarbeiten behindert, aus den Reaktorgebäuden zu pumpen. Als herber Rückschlag dürfte eine Messung im Pazifik gelten, die heute eine Radioaktivität ergeben hat, die den zulässigen Grenzwert um das 1250! fache überschreitet. Die japanische Regierung sieht zwar auch darin keine Gefahr für Fische und Meeresbewohner. Internationale Experten und Unweltschutzorganisationen melden daran allerdings erhebliche Zweifel an. Greenpeace will gar mit eigenen Messungen den Umweltschäden auf den Grund gehen. Klar ist, dass die Atomkatastrophe Japan noch lange Zeit beschäftigen wird. Es herrscht Einigkeit darüber, dass es keine schnelle Lösung für die außer Kontrolle geratenen Reaktoren geben wird.
20:00 Japanische Häfen – Angst vor Strahlung

Die japanischen Häfen bekommen die internationale Angst vor Radioaktivität zu spüren. Mehrere Reedereien laufen die Häfen von Tokio und Yokohama nicht mehr an. Das berichtete die New York Times heute.

Die Furcht vor Konsumzurückhaltung im Ausland belastet die Wirtschaftsstimmung in Japan. Es ist jetzt schon zu erkennen, dass zahlreiche Länder ihre Importbeschränkungen längere Zeit aufrecht erhalten werden. Zudem sind auch die Konsumenten im Ausland skeptisch, was die Sicherheit japanischer Waren angeht.
19:30 Strahlende Partikel erreichen Frankreich

Auch in Frankreich hat man inzwischen radioaktive Partikel, die vom havarierten Atomkraftwerk Fukushima stammen, gemessen. Die Erfassung erfolgte mit hoch-sensiblen Messgeräten, die zur Überwachung des internationalen Atomwaffenabkommen installiert wurden. Die Strahlendosen seien so gering, dass sie von den normalen Messstationen, die über das Land verteilt sind, nicht zu erfassen waren. Eine Gesundheitsgefahr für die französische Bevölkerung kann daher praktisch ausgeschlossen werden.
Quelle: http://www.naanoo.com/live/atomkraftwerk-japan-akw-fukushima-live-2-gninews
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Letztes Wort
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„Can this last long?“ („Kann das lange dauern?“) [zu seinem Arzt, er hatte einen Schlüsselbeinbruch]
Wilhelm III. von England, König, 1702