berliner abendblätter 2.00 am 4.2.

4.2.
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Nun ist das Haus Liebigstr.14 von seinen 25 Besetzern befreit. Die Lila GbR kann als Eigentümerin übernehmen und investieren. Sie besteht aus dem Familientherapeuten Edwin Thöne, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Unna und dem Ingenieur Dr. Suitbert Beuker. Die beiden gelten als mittlerweile zerstritten. Torsten Hampel schrieb am 31.1. im Tagesspiegel über Beuker, dem Thöne eine Vollmacht zur Wahrung seiner Rechte im Fall Liebigstr. 14 abgetreten hatte:
„Beulker wird von Beteiligten der mittlerweile ein Jahrzehnt andauernden Konflikte um die meisten seiner Friedrichshainer Häuser als Mensch beschrieben, der sich im Lauf der Auseinandersetzungen gewandelt habe. Mietrechtsanwälte und Mieterberater berichten, Beulker sei kurz nach dem Kauf der Häuser ein Hausbesitzer gewesen, wie man ihn sich als Mieter nur wünschen könne. Bei anstehenden Reparaturen sei er persönlich erschienen, habe Schäden begutachtet, defekte Warmwasserboiler gegen funktionierende getauscht. Bewohner schilderten ihn als „guten König“. Bis ihm eines Tages der Zugang zu seinen Häusern von den Mietern verwehrt worden war. Auch an den sich Anfang des zurückliegenden Jahrzehnts anschließenden Vermittlungsgesprächen im Abgeordnetenhaus hat Beulker noch teilgenommen, nicht aber an der abschließenden Sitzung. Nach den folgenden Besuchen in der Liebigstraße und Rigaer Straße fand Beulker die Reifen seines Autos zerstochen vor.“
Dr. Beulker ist laut Aussagen von Zeugen aus seiner ehemaligen Belegschaft als Unternehmer und Eigentümer ein Sozialfall, der Gehälter und Rechnungen schuldig bleibt. Dazu schrieb das Friedrichshain-Magazin:
„Nun hat die Ex-Sekretärin Beulkers schwere Vorwürfe gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber in einem Artikel in der Berliner Tageszeitung“taz“vom 23. Dezember 2003 erhoben. Drei Jahre lang war sie offiziell als Sekretärin in Beulkers Baufirma angestellt, inoffiziell kümmerte sie sich auch um seine Häuser. Nachdem ihr Lohn monatelang ausblieb, kam es im September 2003 zum Bruch und sie nahm Kontakt mit den Bewohnern des Hausprojekts Rigaer Straße 94 auf.“Ich wollte Herrn Beulker die weiße Weste ausziehen“, so die Frau. Nach ihren Erfahrungen waren chronische Geldnöte bei Beulker an der Tagesordnung. „So seien schon mal Werkzeuge von den betroffenen Firmen als Pfand einbehalten worden. Häufiger seien auf Initiative von Gläubigern Beulkers Konten gesperrt worden“, heißt es in der „taz“ unter Berufung auf die Sekretärin. Des weiteren habe sich der Unternehmer immer wieder auf Kosten anderer finanziell Luft verschafft. Mehrere Beschäftigte seien entlassen worden, nachdem sie monatelang keinen Lohn erhielten. Vom Arbeitsamt habe Beulker zum Teil weiter Fördergelder kassiert. Auch die eskalierende Situation in der Rigaer Straße hat Hobrecht unmittelbar mitbekommen. Mehrfach habe Beulker erklärt, er „werde das Haus schon leerbekommen“. Dazu hat er im Beisein der Sekretärin einem Elektriker den „unkonventionellen Vorschlag“ gemacht, die Stromversorgung des Hinterhauses an den Baustellen-Starkstrom anzuschließen. Der Elektriker hat dies entsetzt von sich gewiesen. Alle diese Angaben hat die Person gegenüber der Justiz mit einer eidesstattlichen Erklärung untermauert.“
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Korruptionsverdacht: Berliner Liegenschaftsfonds wird durchleuchtet
Die Anti-Korruptionsstelle des Landeskriminalamts Berlin ermittelt gegen zwei Mitarbeiter des Berliner Liegenschaftsfonds, der sich um die Vermarktung landeseigener Immobilien kümmert. Die zwei Teamleiter Werner J. und Kai R., die beim Liegenschaftsfonds für Grundstücksverkäufe in sechs Berliner Bezirken zuständig waren, übten nebenbei eine Tätigkeit als Rechtsanwalt aus und waren gleichzeitig Geschäftsführer des Immobilienunternehmens 1. Berlice GmbH. Die letztgenannte Nebentätigkeit erfolgte dabei ohne Genehmigung des Hauptarbeitgebers. Daneben existieren Hinweise, dass beide Personen auch noch für andere Unternehmen als Geschäftsführer fungierten.
Der Liegenschaftsfonds hat nun eine interne Revision eingeleitet und überprüft, ob dienstrechtliche Konsequenzen gezogen werden müssen. Das Ergebnis der internen Prüfung soll in zwei Wochen vorliegen. Derweil kündigte eine Sprecherin der Finanzbehörde am Mittwoch an, man wolle nun alle Kaufverträge des Liegenschaftsfonds einer gründlichen Überprüfung unterziehen. Die 1. Berlice GmbH teilte über ihren Rechtsbeistand mit, dass die beiden Geschäftsführer bereits 2008 entlassen wurden, da man mit ihrer Arbeit nicht zufrieden gewesen sei. Von einer Tätigkeit der beiden beim Liegenschaftsfonds habe bei dem privaten Immobilienunternehmen niemand Kenntnis gehabt.
Autor: Ulrich Schüppler, www.property-magazine.de, 3.2.
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Berliner Polizeibericht
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Sachbeschädigungen, 2.2.
Zu Sachbeschädigungen durch Steinwürfe, Farbschmierereien und Zerstören von Kabeln kam es gestern Abend und heute früh in den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf, Pankow und Reinickendorf.
Gegen 20 Uhr 30 warfen Unbekannte aus einer etwa 30-köpfigen Personengruppe heraus Steine auf ein Wohngebäude in der Liegnitzer Straße in Kreuzberg. Dabei beschädigten sie eine Glasscheibe und schleuderten zwei Farbbeutel, durch die die Fassade beschmutzt wurde. Anschließend flüchteten die Täter, die aber von einem Zeugen beschrieben wurden. Kurze Zeit später erkannten Beamte einer Einsatzhundertschaft fünf Personen in der Pannierstraße, auf die die Beschreibung zutraf. Die jungen Männer im Alter von 20 bis 22 Jahren wurden festgenommen und nach erkennungsdienstlicher Behandlung auf freien Fuß gesetzt. Sie sehen nun einem Ermittlungsverfahren wegen schweren Landfriedensbruchs entgegen.
Heute früh fielen in Tiergarten und Charlottenburg mehrere Ampelanlagen aus. Die Verkehrsleitzentrale erhielt gegen 4 Uhr 15 Störungsmeldungen über den Ausfall der Lichtzeichen an den Kreisverkehren am Ernst-Reuter-Platz und am Großen Stern sowie an der Kreuzung Potsdamer Straße Ecke Schöneberger Ufer. Nach ersten Erkenntnissen hatten Unbekannte die entsprechenden Kabelstränge zerstört.
Auf ein Bürogebäude der Bundespolizei in Pankow hatten es Unbekannte gegen 4 Uhr 25 abgesehen. Mit Steinen wurden die Glasscheiben einer Eingangstür des Objekts in der Elsa-Brändström-Straße eingeworfen. Zudem besprühten die unerkannt geflüchteten Täter rote Farbe an die Fassade.
In Reinickendorf und Prenzlauer Berg wurden zwei Sparkassenfilialen beschädigt. Zunächst schlugen Unbekannte gegen 5 Uhr 30 sämtliche Fensterscheiben der Bank in der Residenzstraße ein. Etwa anderthalb Stunden später zerstörten Unbekannte in der Filiale in der Prenzlauer Allee fünf Kontoauszugsdrucker sowie einen Geldausgabeautomaten und verteilten Farbe im Vorraum der Bank.
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Kinder aus verschmutzter Wohnung geholt
Steglitz-Zehlendorf, 2.2.
Ein Handwerker alarmierte gestern Mittag die Polizei zu einer Wohnung in Steglitz. Als dem Mann gegen 13 Uhr die Tür geöffnet worden war, bot sich ihm ein Bild der Verwahrlosung. Die Vierzimmerwohnung war stark verschmutzt, Kleidungsstücke und Möbelteile la-gen auf den Fußböden verteilt, an den Fenstern hatte sich bereits Schimmel gebildet.
In der Wohnung, in der sämtliche Schränke und Ablageflächen verdreckt waren, befanden sich neben einem 13-jährigen Mädchen und einem 14-jährigen Jungen auch sieben Kaninchen. Die Kinder wurden von den alarmierten Polizeibeamten dem zuständigen Jugendamt übergeben, die Tiere mussten in der Wohnung bleiben.
Gegen die 53-jährige Mutter, die telefonisch zur Wohnung gerufen werden musste, wurde ein Ermittlungsverfahren wegen der Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht eingeleitet.
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Reißt ihr unsere Häuser nieder sehn wir uns in euren wieder.
Spruch der Besetzer gegen die Räumung von der Liebigstraße 14
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Letztes Wort
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„No grief, pain, misfortune or ‚broken heart‘ is excuse for cutting off one’s life while any power of service remains. But when all usefulness is over, when one is assured of an unavoidable and imminent death, it is the simplest of humanrights to choose a quick and easy death in place of a slow and horrible one.“ („Kein Schmerz, kein Unglück oder ‚gebrochenes Herz‘ berechtigt einen dazu, sein Leben zu beenden, solange man noch die Kraft zum Dienst an der Gemeinschaft besitzt. Doch wenn jegliche Nützlichkeit hinter einem liegt, wenn man sicher ist, dass der Tod unausweichlich bevorsteht, gehört es zu den simpelsten Rechten des Menschen, einen schnellen, leichten Tod an Stelle eines furchtbaren und langsamen zu wählen.“) [aus ihrem Abschiedsbrief]
Charlotte Perkins Gilman, US-amerikanische feministische Autorin, Erfinderin des Begriffes Androzentrismus, unter dem eine Sichtweise verstanden wird, die Männer als Zentrum, Maßstab und Norm versteht, 1935, ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes.