berliner abendblätter 2.00 am 6.3.

6.3.
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Vergangene Woche wurde nach einem neuen Bundesinnenminister innerhalb der CSU gesucht. Über den Innenminister des Freistaates Bayern, Joachim Herrmann, wurde geschrieben, dass seine Chancen auf das Amt geschmälert gewesen seien wegen des Auftritts seines achtzehnjährigen Sohnes Jakob als Rapper Jackpot. In einem Blog wird der Fall dokumentiert.
Joachim Herrmann ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen verstorbenen langjährigen Chefredakteur des Neuen Deutschland.
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Aus Freiheit folgt Verantwortung – auch und gerade im Internet
Das R mit der Krone oder: Wenn Innenminister-Söhne rappen
Publiziert am 20. Januar 2011 von Daniel Braun
In letzter Zeit bekommt man auf YouTube immer öfter die Meldung zu sehen: „Dieses Video ist in Ihrem Land nicht verfügbar“, da ist es doch beruhigend zu wissen, dass der bayerische Innenminister, Joachim Herrmann (CSU), für Kulturnachschub aus dem eigenen Land sorgt, zwar nicht persönlich, aber immerhin sein Sohn.
„Das R mit der Krone“, so heißt das plötzlich berühmte Machwerk des Rappers Jackpot. Ich bin kein Kenner der Szene, aber auf den ersten Blick wirkt das für mich, wie ein Lied, wie es tausende gibt, von tausenden deutschen Jugendlichen. Der Text ist nicht besonders brutal oder derbe, im Gegenteil, im Vergleich zu manch anderem „Hit“, geht es relativ gemäßigt zu, bei Herrn Jackpot. Das Video ist auf professionell getrimmt und noch etwas handzahmer als das Lied. Das einzig verwerfliche: Beim Abbiegen verzichtet Rapper Jackpot auf den Schulterblick, so haben wir das aber nicht gelernt!
Wie also konnte es dann dazu kommen, dass sogar die Abendzeitung über das Lied berichtete? Es liegt wohl daran, dass Jackpot im echten Leben Jakob Herrmann heißt, 18 Jahre alt ist und der Sohn des bayerischen Innenministers. Der ist allerdings eher bekannt als Freund von Recht und Ordnung und Feind von Killerspielen, nicht aber als Freund von „Porno-Rap“, wie es die Abendzeitung nennt.
Warum ich darüber schreibe? Weil ich es gut finde! Ich mag die Musik nicht, egal ob von 50 cent, Eminem oder Jackpot, aber ich finde es gut, denn vielleicht merkt der Herr Vater, dass nicht jeder der rappt oder Killerspiele spielt potenziell gefährlich ist, oder glaubt er, sein eigener Sohn ist eine Gefahr für die Gesellschaft? Und seinem Sohn kann ich nur raten weiterzumachen, wenn es ihm Spaß macht, er ist ein 18-jähriger wie jeder andere, sein Vater ist Innenminister, nicht er. Er hat es sich bestimmt nicht ausgesucht. Und wenn die Presse jetzt über Herrmann herfällt, er hätte besser mal seinen Sohn erzogen, kann ich nur sagen: Obwohl sein Vater in der Öffentlichkeit steht, scheint Jakob ein ganz normaler 18 jähriger zu sein, wie tausende andere auch, dass ist doch ein ganz gutes Ergebnis.
Update 20.01.2010 18:40 Uhr
Im Nachhinein scheint Jackpot wohl nicht mehr von all seinen Werken so überzeugt zu sein, denn das Video „Jede Frau bückt sich“, wurde heute „vom Nutzer“ auf YouTube entfernt, schade eigentlich, bei einem so vielversprechenden Titel. Zum Glück kann man das ganze Album herunterladen, inklusive dem Gassenhauer „Jede Frau bückt sich“: http://www.revolutionrecords.de/news/
Warum genau dieses Lied plötzlich zu peinlich war? Vielleicht liegt es am Titel, oder an der Textzeile „Ja, ich kenn nicht mal meinen Vater“, man weiß es nicht.
Update 21.01.2010 00:30 Uhr
Ok, wir müssen jetzt alle ganz tapfer sein:
Sat1 recherchiert investigativ per Facebook?Im ersten Moment habe ich gehofft gedacht, die Anfrage des vermeintlichen Sat1-Redakteurs muss ein Fake sein. Es gibt aber tatsächlich ein Peter Johannsen bei Sat1 Bayern, also doch echt? Sind das die neuen Recherche-Methoden? Wenn ja, dann bin ich echt begeistert!
Update 21.01.2010 01:00 Uhr
Ich bin gerade drauf hingewiesen worden, es wird noch abstruser:
Weitaus problematischer und möglicherweise auch kostspieliger könnte es sein, dass der Lausebengel in seinem Album einfach Originalzeilen aus dem Horrorfilmklassiker „A Nightmare On Elm Street“ und dem US-Clubhit „Airplanes“ übernimmt – hoffentlich hat er dafür Gebühren gezahlt.
Schreibt die Abendzeitung, die jetzt wohl sowas wie das bayerische Fachmagazin für Gangster-Rap ist.
Update 21.01.2010 17:45 Uhr
Inzwischen ist auch das Video zu „Das R mit der Krone“ offline, aber auf der Website (http://www.revolutionrecords.de) gibt es weiterhin das ganze Album zum Download.
Update 22.01.2010 19:00 Uhr
Das Video zu Das R mit der Krone ist inzwischen wieder auf YouTube aufgetaucht.
8 Antworten auf Das R mit der Krone oder: Wenn Innenminister-Söhne rappen
1.
blabla sagt:
21. Januar 2011 um 01:08
das mit dem eigenen vater rappt by the way sein kumpel der seinen vater wirklich nicht kennt weil der abgehauen ist aber gut hauptsache behaubtungen aufstellen 😉
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2.
Daniel Braun sagt: 21. Januar 2011 um 01:19
Ich glaube, ich habe nicht behauptet, dass er das rappt und ich glaube ich habe auch nicht behauptet zu wissen, was der Grund ist, im Gegenteil, ich habe deutlich gesagt, dass ich es nicht weiß.
Und ich kanns auch nur wiederholen: Ich sehe keinen Grund dafür, ich finde das Lied weder besonders obszön, noch verwerflich, ist halt Hip-Hop.
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blabla sagt: 21. Januar 2011 um 21:24
wenigstens einer der so denkt 😉
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Daniel Braun sagt: 21. Januar 2011 um 21:56
Ich glaube fast jeder unter 40 denkt so 😉
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Moe sagt: 24. Januar 2011 um 01:03
Auch die Frauen unter 40?
Oder ist die Meinung der in diesem Kontex besungenen Gruppe irrelevant.
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Daniel Braun sagt: 24. Januar 2011 um 02:07
Wie gesagt, ich bin nicht so drin in der Rap-Szene, aber wenn ich Berichte oder Ausschnitte von Konzerten im Fernsehen sehe und im Internet lese, dann scheint solcher Rap auch genug Frauen zu gefallen, ja.
Ich sage ja auch nicht, dass ich die Texte gut finde oder hinter den Aussagen stehe, aber bevor wir anfangen bei einem 18 / 19 jährigen Jungen mit der Moral zu kommen, sollten wir zuerst mal über die „Superstars“ der Szene reden, wie Vorbilder sind und damit Geld verdienen, da regt sich heute auch kaum einer mehr drüber auf, warum also über ihn?
3.
luZ0r sagt: 26. Januar 2011 um 18:48
„Weitaus problematischer und möglicherweise auch kostspieliger könnte es sein, dass der Lausebengel in seinem Album einfach Originalzeilen aus dem Horrorfilmklassiker „A Nightmare On Elm Street“ und dem US-Clubhit „Airplanes“ übernimmt – hoffentlich hat er dafür Gebühren gezahlt.“
deswegen stehts zum freedownload oh man… wenn er damit geld verdient dann ja! aber mit freedownloads geld zu verdienen wäre mir neu!
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Daniel Braun sagt: 26. Januar 2011 um 19:04
Ob er damit Geld verdient oder nicht ist ziemlich egal. Wenn er vom Urheberrecht geschütztes Material verwendet fallen Gebühren an, egal ob er damit Geld verdient oder nicht.
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Quelle: http://www.daniel-braun.com/internet/das-r-mit-der-krone-oder-wenn-innenminister-sohne-rappen/
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Letztes Wort
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„I am just going outside and may be some time.“ („Ich gehe jetzt raus und bleibe vielleicht einige Zeit draußen.“) [Bevor er das Zelt verließ und nie wiederkehrte] Quelle: Tagebuch von Robert Falcon Scott, 16./17. März 1912
Lawrence Oates, britischer Polarforscher, 1912, am 17.3.1912 war sein 32. Geburtstag. Diese Worte, die Scott in seinem später gefundenen Tagebuch festhielt, ließen Oates zu einem Denkmal des typischen englischen Oberschichtshelden werden, der sich mutig für seine Kameraden aufopferte. Aus dem wikipedia-Artikel zur Person: „Diese Worte, die Scott in seinem später gefundenen Tagebuch festhielt, ließen Oates zu einem Denkmal des typischen englischen Oberschichtshelden werden, der sich mutig für seine Kameraden aufopferte. … 1910 bewarb er sich um die Teilnahme an Scotts Expedition zum Südpol. Er wurde angenommen, teils weil er Erfahrung im Umgang mit Pferden besaß, teils, weil er 1000 Pfund Sterling zur Expedition beitragen konnte.“