8.11.
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Gorleben (dpa) – Alle noch rund 215 Behälter mit hoch radioaktivem Atommüll, die bis 2025 aus dem Ausland zurück nach Deutschland geholt werden müssen, enthalten älteren Müll. Denn 2005 untersagte Rot-Grün die Wiederaufarbeitung im Ausland.
Seitdem werden abgebrannte, aber immer hoch radioaktive Brennelemente in der Regel direkt an den Atomkraftwerken gelagert – in der Hoffnung, dass es irgendwann ein Endlager gibt. An 13 Atomkraftwerken gibt es solche Lager. In Ahaus und Gorleben gibt es zudem zentrale Zwischenlager. Der heiße Müll muss zunächst abkühlen, bevor er für immer tief in der Erde verschlossen wird.
In dem Atommüll-Zwischenlager Gorleben stehen bisher in einer 4500 Quadratmeter großen Halle 91 Behälter mit hoch radioaktivem Material. In jedem Behälter befinden sich 20 oder 28 sogenannte Kokillen, in denen stark strahlender Atommüll aus französischer und englischer Wiederaufarbeitung in Glas eingeschmolzen ist.
Wegen des Aufarbeitungsstopps fallen durch die Verlängerung der Atomlaufzeiten um durchschnittlich 12 Jahre keine weiteren Castor-Transporte an. Aber: Auch der zusätzlich entstehende hoch radioaktive Atommüll – rund 4400 Tonnen – wird eines Tages zu einem Endlager transportiert werden müssen.
Bis 2017 soll es noch Castor-Transporte vom Ausland nach Gorleben geben. Die Bürger im Wendland fürchten, dass mit jedem weiteren Castor die Wahrscheinlichkeit für die Einrichtung eines Endlagers in dem nahen Salzstock wächst.
Die Umweltorganisation Greenpeace macht sich daher für das Verursacherprinzip stark. Das bedeutet, den jeweilen Atommüll zu den Atomkraftwerken zu bringen, wo er entstanden ist, und nicht nach Gorleben.
dpa-info.com GmbH
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Steuerfahnder-Affäre
U-Ausschuss auf Eis gelegt
Die Akten für den „Untersuchungsausschuss Steuerfahnder“ kommen erst mal wieder in der Schrank.
Die parlamentarische Untersuchung der sogenannten Steuerfahnder-Affäre wird unterbrochen – vermutlich für Monate. Der Landtagsausschuss will zunächst das Ergebnis einer Verfassungsklage abwarten.
Bis zu einer Entscheidung des Hessischen Staatsgerichtshofs vernimmt das Gremium keine Zeugen. Diese Entscheidung sei einvernehmlich gefallen, teilte der Ausschussvorsitzende Leif Blum (FDP) nach einer nichtöffentlichen Sitzung am Montag in Wiesbaden mit.
Hintergrund ist ein Streit zwischen Regierungs- und Oppositionsfraktionen über den Untersuchungsauftrag. SPD und Grüne klagen beim Staatsgerichtshof gegen die Erweiterung des Untersuchungsauftrags, den die Mehrheitsfraktionen CDU und FDP durchgesetzt hatten. Die Oppositionsfraktionen haben verfassungsrechtliche Bedenken, weil unter anderem Kontakte zu Abgeordneten abgefragt werden sollen. Sie sehen in der Änderung des Untersuchungsauftrags ein „Ablenkungsmanöver“ von CDU und FDP, um die Arbeit des Ausschusses zu „verzögern“ und das Ergebnis zu „verwässern“.
Wann das Gericht ein Urteil zu den Streitfragen verkünden wird, ist noch völlig unklar. Der Staatsgerichtshof teilte auf Anfrage mit, ein Termin sei noch nicht bekannt. Die Entscheidung dürfte nach Einschätzung von Experten aber nicht vor dem kommenden Frühjahr fallen.
Der Ausschuss soll ergründen, ob vier ehemalige Steuerfahnder aus Frankfurt zu Unrecht auf der Basis falscher psychiatrischer Gutachten zwangspensioniert wurden und ob es dafür politische Gründe gegeben haben könnte.
Die betroffenen Beamten behaupten, sie seien „kaltgestellt“ worden, weil sie sich weigerten, vermögende Steuersünder entgegen einer internen Anweisung zu schonen. Die Landesregierung bestreitet dies. Das Gremium wurde bereits Ende Januar eingesetzt. Wegen des internen Verfahrensstreits wurde bislang noch kein Zeuge gehört.
hr-online
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Christusstatue beköpft
In Swiebodzin ist es am Wochenende gelungen, der Christusstatue ausgebreitete Arme und goldbekröntes Haupt aufzusetzen. Der jahrelange Bau findet somit ein Ende und es gibt eine Sehenswürdigkeit mehr im näheren Umkreis von Berlin, denn das ehemalige Schwiebus, mutmaßlich die Heimatstadt von B. Traven, liegt ca. 60 km hinter der polnischen Grenze auf dem Weg von Berlin nach Poznan. Weil die Statue drei Meter höher ist als die in Rio de Janeiro kann sie ins Guiness Buch der Rekorde. Die treibende Kraft hinter dem Bau war der Ortspfarrer Sylwester Zawadzki. Ein Architekturexperte in Polen gibt der Statue nur eine Haltbarkeitsdauer von 20 Jahren. Ihr Fundament gäbe nicht mehr her. „Unsere Investition wird sich … nach zwei Jahren amortisieren,“ sagt der 78-jährige Zawadzki laut BZ.
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Polizist hat sich im Wendland erschossen
Einer der 500 bayerischen Polizisten, die den Castor-Lauf schützen, hat sich in seiner Unterkunft mit einer Dienstwaffe erschossen. Die Süddeutsche berichtet, dass der 50-jährige Hauptkommissar aus Deggendorf private Probleme gehabt habe.
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Elf Freunde von der Königstraße
Meistens sind es Blindgänger, wenn etwas durch Bauvorhaben aus dem Berliner Boden gezogen wird. Nicht so in diesem Jahr vor der Tür des Roten Rathauses. Beim Graben für die U-Bahn rollt zuerst im Januar ein Kopf aus einer Baggerschaufel. Er ist aus Bronzeguss und stellt in stark ägyptisierendem Stil die Filmschauspielerin Anni Mewes dar. Aus zwei verfüllten Kellerräumrn des kriegszerstörten und dem Erdboden gleichgemachten Anwesens Königstr.50 können im August des Jahres noch zehn weitere Skulpturen geborgen werden. Was sie eint: sie sind entartet, waren bekannt als Bestandteil der einschlägigen Ausstellung in München 1937, die dann noch quer durch Deutschland auf Tournee gegangen war. Zwei der Künstler waren jüdisch, Otto Freundlich, ermordet in Majdanek, und Naum Slutzky, nach England emigriert und dort als Lehrer für Industriedesign verstorben. Den anderen war ein gnädiges Schicksal geworden. Nur Gustav Heinrich Wolff, der 1933 seinen Posten als Lehrer an der Staatlichen Akademie Leningrad räumte, um sich im Neuen Deutschland Hitlers als Künstler zu betätigen, raffte seine Herzkrankheit am Neujahrstag weg. Otto Baum lebte bis 1977 in Esslingen, Karl Knappe bis 1970 in München, Marg Moll bis 1977 dortselbst, Emy Roeder bis 1971 in Mainz, Edwin Scharff bis 1955 in Hamburg. Zwei Steingüsse und eine Bronzeplastik können im Moment noch nicht zugeordnet werden.
Die glücklichen Archäologen gehen davon aus, dass ein Bewohner des Hauses die Werke treuhänderisch in seinen Besitz genommen hatte: Wirtschaftsprüfer Erhard Oewerdieck wohnte und arbeitete dort. Ein Tresor von ihm ist im Feuersturm mit in den Keller gestürzt und brachte nach Öffnung unversehrte Papiere zum Vorschein.
Die Skulpturen sind behutsam gereinigt und freigelegt, so dass ihrer Geschichte Rechnung getragen ist, im Griechischen Saal des Neuen Museums zu besichtigen.
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18. Berliner Archäologentag
Einmal im Jahr neue Fundstücke. Auch wenn sie nicht so spektakulär sind, wie die Kunst des frühen XX. Jahrhunderts. Aus der Schatzliste Berliner Archäologen 2010: ein Tanzbär als Nasenring, 36 Pinzetten, Scherben von Ofenkacheln, eine Bleitonne mit wahrscheinlich separat beigesetzten Herzen und Weichteilen von Christenmenschen, Sarggriffe aus der frühen Neuzeit, Patronenhülsen aus DDR-Grenzschutzwaffen.
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Letztes Wort
„Take courage, Charlotte, take courage!“ („Sei tapfer, Charlotte, sei tapfer!“) [zu ihrer Schwester Charlotte Brontë]
Anne Brontë, britische Schriftstellerin, 1849
Extrablatt
Elf Feinde
Vielleicht sind die elf Castoren das Einzige in Deutschland, was dahin unterwegs ist, wo es hingehört.
Aber noch besser gehörten sie in die Keller derjenigen MdB, die ihre Ladung in die Welt gewählt haben.
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22:15 Uhr: Alle Castorbehälter sind verladen
Rund zwölf Stunden nach Eintreffen des Castorzuges in Dannenberg sind nach 22 Uhr alle elf Behälter auf Tieflader umgesetzt worden. Nach massiven Protesten und Gleisblockaden war der Zug mit hoch radioaktivem Atommüll am Montagmorgen in Dannenberg eingetroffen. Die Lastwagen werden den Atommüll in das rund 20 Kilometer entfernte Zwischenlager in Gorleben bringen. Die Fahrer des Transports wurden per Hubschrauber eingeflogen, da die Straßen im Wendland blockiert sind. Die Greenpeaceblockade vor dem Verladebahnhof dauert an. Noch kann der Transport nicht passieren.
21:48 Uhr: Blockade vor Zwischenlager soll geräumt werden
Vor dem von Atomkraftgegnern blockierten Zwischenlager Gorleben steht eine Räumung durch die Polizei offenbar kurz bevor. Die Polizei forderte die Atomkraftgegner auf, die Zufahrtsstraße zu verlassen und den Weg für den Castor-Transport auf seinem Weg in das Zwischenlager freizugeben. Daher wird vermutet, dass eine Räumung der Strecke in absehbarer Zeit beginnen könne. Die Aktion dürfte voraussichtlich gegen Mitternacht beendet sein. Nach Angaben der Anti-Castor-Protestbewegung X-tausendmalquer blockierten zu dem Zeitpunkt rund 3400 Menschen die Straße auf einem halben Kilometer Länge. Ein Sprecher der Gruppe forderte die Polizei auf, sich bei einer möglichen Räumung an „Recht und Gesetz“ zu halten. Am Abend wurden die elf Behälter mit hochradioaktivem Abfall am Bahnhof Dannenberg für den letzten, rund 20 Kilometer langen Transportabschnitt nach Gorleben vom Zug auf Lkw umgeladen.
21:06: Blockade mit Bierlaster geht weiter
Die Greenpeace-Blockade vor dem Verladebahnhof besteht weiterhin. Fünf Aktivisten sitzen in einem gelben Container, der auf einem Brauerei-Laster installiert wurde. Zwei der Greenpeace-Mitglieder haben ihre Beine in Röhren befestigt, die wiederum auf dem Asphalt befestigt sind. So kann der Lkw nicht wegefahren werden – andernfalls würde man die Aktivisten schwer verletzten.
Zudem haben sie sich mit Händen im Lkw angekettet. Auch Beton und Stahl seien mit im Spiel, mehr wollte ein Greenpeace-Sprecher aber nicht verraten. „Drei weitere Aktivisten sind mit im Container, um die Sicherheit der Angeketteten zu gewährleisten“, so der Sprecher. Der Fahrer und der Beifahrer, die den Laster direkt vor dem Verladebahnhof quergestellt hatten, sind unterdessen in Polizeigewahrsam.
21:01: Der zehnte Castor-Behälter ist verladen
An der Verladestation in Dannenberg geht die Arbeit weiter. Castorbehälter Nummer zehn ist von der Schiene auf den Transport-Lkw gehoben worden. Noch ein Behälter steht aus, dann ist die Verladung abgeschlossen.
19:02: Greenpeace blockiert Strecke mit Getränke-Lkw
Getarnt mit einem Bierlaster haben Greenpeace-Aktivisten die streng abgeriegelte Bundesstraße B 191 blockiert – und zwar direkt vor dem Verladebahnhof. Auf der Straße soll eigentlich in Kürze der Castortransport bis nach Gorleben rollen. „Der Laster steht quer auf der Straße“, berichtet stern-Reporter Uli Hauser von vor Ort.
Statt Getränkekisten befinden sich in dem Lkw jedoch fünf Greenpeace-Mitglieder, die sich im Inneren ankettet haben. Die Polizei kann den Wagen nicht bewegen, ohne die Demonstranten zu verletzen, muss nun schweres Gerät auffahren, um die Aktivisten zu befreien. „Atomkraft ist ein Irrweg“ steht auf der Plane des Getränkelasters. Die Grüne Europa-Abgeordnete Rebecca Harms zeigt sich begeistert von der Aktion: „Das ist strategisch der beste Platz. Das wird den Transport erneut stark verzögern.“
Allerding hat der Lkw die Straße nicht vollständig versperrt. Es bleiben ungefähr fünf Meter Platz, auf denen sich der Lkw mit den Castoren inklusive Polizeikolonne vorbeiquetschen könnte.
17:57 Uhr: Greenpeace warnt vor Strahlenbelastung
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace wirft den Behörden vor, Bevölkerung und Polizisten über die Strahlengefahr bei Castor-Transporten zu täuschen. Messungen am Verladebahnhof in Dannenberg zeigten, dass die von der radioaktiven Fracht ausgehende Neutronenstrahlung in 14 Meter Abstand um das 480-Fache über der natürlichen Hintergrundstrahlung liege, teilte Greenpeace mit. Die Gammastrahlung aus den Castoren sei 40-fach überhöht. Die Organisation warnte Polizisten, sich den Behältern zu sehr zu nähern. Das Bundesumweltministerium hatte erklärt, die Strahlenbelastung durch die Castoren liege unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte.
17:07 Uhr: Sechs von elf Castoren umgeladen
Mehr als sieben Stunden nach dem Eintreffen des Castortransports in der Umladestation Dannenberg sind am späten Montagnachmittag sechs der elf Castoren auf Lastwagen verladen worden. Damit ist absehbar, dass der Konvoi gegen Mitternacht startbereit sein könnte. Erwartet wird aber, dass die Polizei zunächst die rund 20 Straßenkilometer zum Gorlebener Zwischenlager komplett räumt, ehe die elf Lastwagen sich mit dem hoch radioaktiven Müll auf den Weg machen. Seit Eintreffen der Castoren in Dannenberg ist es nach Auskunft der Polizei im Wendland abgesehen von kleineren Straßenblockaden mit Traktoren ruhig geblieben. Vor dem Zwischenlager versammelten sich laut Polizei inzwischen rund 3000 Demonstranten, meist ausgerüstet für eine nächtliche Sitzblockade. Die Bürgerinitiativen erwarten, dass noch mehr Menschen kommen werden.
16:20 Uhr: 2000 Schafe blockieren die Straße
Außer Hunderten von Demonstranten beteiligen sich auch ganze Herden von Schafen und Ziegen an den Blockaden der Castortransport-Strecke. Am Nachmittag seien rund 2000 Schafe sowie 50 Ziegen auf die Landstraße zwischen Gorleben und Laase gelangt, berichtete eine Sprecherin der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. „Die Tiere wollten auch ein bisschen mitmachen“, erklärte sie mit Blick auf die Sitzblockaden, zu denen sich hunderte Atomkraftgegner versammelten. Auf dem Weg in das Atommüll-Zwischenlager Gorleben muss der Castortransport mit hochradioaktivem Abfall die letzten rund 20 Kilometer von der Umladestation in Dannenberg mit Lastwagen auf der Straße zurücklegen. Dafür gibt es zwei mögliche Strecken. Atomkraftgegner haben angekündigt, die Anlieferung der elf Behälter mit „kreativen Hindernissen“ zu stoppen.
15:05 Uhr: CSU-Generalsekretär attackiert die Grünen
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt verurteilt die Unterstützung der Castor-Blockierer durch führende Politiker der Grünen. Dobrindt kritisierte am Montag: „Die Grünen outen sich als politischer Arm von Aufrührern, Brandstiftern und Steinewerfern.“ Er fügte mit Blick auf die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir sowie den Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin hinzu: „Was Trittin, Roth und Özdemir im Wendland abziehen, ist moralische Unterstützung für Landfriedensbruch.“ Die Grünen-Politiker machten sich „in skandalöser Weise mitschuldig an der Zerstörung von Bahngleisen und Gewalt gegen Polizeibeamte“. Dobrindt betonte zudem: „Als Trittin selbst Umweltminister war, hat er Castor-Blockade verurteilt, heute in der Opposition mischt er sich selbst unter die Blockierer. Das ist schäbig und unanständig.“
14:49 Uhr: Angeblich 1000 Verletzte bei „Castor schottern“
Bei der Aktion „Castor schottern“ sind am Sonntag nach Angaben der Organisatoren rund 1.000 Demonstranten verletzt worden. 950 Aktivisten hätten Augenverletzungen durch Pfefferspray, Tränen- und CS-Gas erlitten, sagte der Sprecher der Initiative „Castor schottern“. Zudem seien bei den Demonstranten 16 Brüche, 29 Kopfplatzwunden und drei Gehirnerschütterungen registriert worden. Zwei Atomkraftgegner hätten im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Polizei macht bisher keine Angaben zu der Zahl der Verletzten.
13:47 Uhr: Weitere Treckerblockaden rund um Gorleben
Atomkraftgegner blockieren weiterhin mit Traktoren Bundesstraßen rund um das Zwischenlager Gorleben. Dies berichteten Korrespondenten der Nachrichtenagentur DAPD. Die „Bäuerliche Notgemeinschaft“ spricht von bis zu zwölf Treckerblockaden gleichzeitig. Ziel sei es, den Austausch der Polizeikräfte vor Ort und den Nachschub für die Beamten zu verzögern, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Er schließt weitere Aktionen nicht aus, zumal die elf Atommüllbehälter noch im Verladebahnhof in Dannenberg stehen und die letzte Etappe des Transports über 20 Straßenkilometer zum Zwischenlager noch vor sich haben.
13:35 Uhr: Niedersachsen steht dumm da
Trotz Protests aus Niedersachsen soll das Land die Kosten für den riesigen Polizeieinsatz zur Sicherung des Castortransports alleine tragen. „Die Bundesregierung sieht derzeit keinen Anlass, die Verteilung der Kosten zu ändern“, sagt Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Damit weist er Forderungen der niedersächsischen Landesregierung nach finanzieller Unterstützung zurück. Bayern bürstet die Idee ebenfalls ab. Der Einsatz von mehr als 16.000 Polizeibeamten für den bereits seit vier Tagen laufenden Transport hochstrahlenden Atommülls von Frankreich nach Gorleben könnte den Steuerzahler nach Einschätzung der Deutschen Polizeigewerkschaft bis zu 50 Millionen Euro kosten. Niedersachsen beziffert allein die direkten Einsatzkosten auf 20 bis 25 Millionen Euro.
13:20 Uhr: Polizei beklagt Überlastung
Während die Castoren verladen werden, klagt die Polizei über die massive Überlastung der Beamten. Teilweise hätten Einsatzkräfte 24 Stunden oder noch länger Dienst am Stück schieben müssen, erklärt der Berliner Landesbezirksvorsitzende der GdP, Michael Purper. „Nicht nur über die endlosen Dienstzeiten haben Einsatzkräfte mit Recht Klage geführt, sondern auch darüber, dass sie in der Kälte teilweise nicht oder nur sehr spät mit heißen Getränken oder einer Suppe versorgt wurden.“
12:49 Uhr: „Sternstunde des gewaltfreien Widerstands“
Sprecher der Atomkraftgegner im Wendland ziehen eine positive Bilanz der bisherigen Proteste: „Das war eine Sternstunde des gewaltfreien Widerstands“, sagte der Sprecher der Organisation „ausgestahlt“, Jochen Stay. Nach seinen Angaben bricht der Protest gleich in mehrfacher Hinsicht Rekorde in der Geschichte der Castorzüge: Mit einer Beteiligung von zeitweise bis zu 5.000 Besetzern sei es die bislang größte Sitzblockade auf Schienen bei einem Atommülltransport ins niedersächsische Gorleben gewesen, so Stay. Insgesamt sei der Streckenabschnitt westlich von Hitzacker zudem rund 20 Stunden besetzt gewesen, ebenfalls ein Rekord.
12:37 Uhr: Polizei spricht von 7000 Blockierern
An den Gleisbesetzungen und Straßenblockaden im Wendland haben sich am Sonntag nach Angaben der Polizei insgesamt 7.000 Atomkraftgegner beteiligt. Dies teilte die Einsatzleitstelle in Lüneburg am Montag mit. Nach der Räumung der letzten Schienenblockade vor Hitzacker stellte sich laut Polizeibericht zudem heraus, dass auf rund 50 Metern „teils massiv geschottert“ wurde. Bautrupps mussten die Beschädigungen des Gleisbetts beseitigen. Laut Polizei ist es am Wochenende immer wieder zu massiven Angriffen auf Beamte gekommen: „Aus den extrem aggressiven Personengruppen wurden Polizeibeamte unter anderem mit Reizstoffen besprüht, mit Steinen beworfen sowie mit Pyrotechnik und Signalmunition beschossen.“
12:33 Uhr: Linke kritisiert unverhältnismäßige Polizeigewalt
Die Linkspartei wirft der Polizei unverhältnismäßige Gewalt gegen Castorgegner vor. „Ich konnte mit eigenen Augen beobachten, wie die Staatsgewalt rücksichtslos zugeschlagen hat“, sagte die Innenexpertin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke. Friedliche Demonstranten seien „mit Schlagstöcken, Wasserwerfern und Reizgas malträtiert und verletzt“ worden. Jelpke hatte nach eigenen Angaben selbst an den Protesten teilgenommen. Die Linksfraktion werde unverzüglich eine parlamentarische Aufarbeitung des Polizeieinsatzes einleiten, insbesondere zur Rolle der Bundespolizei und der Bundeswehr, kündigte Jelpke an. Dabei werde sich die Linke auch für ein Verbot von Reizgaseinsätzen gegen Demonstranten stark machen.
12:16 Uhr: Regierung lobt den Polizeieinsatz
Die Bundesregierung stellt sich dagegen hinter die Polizei im Wendland: „Das Ereignis war absehbar und ist sehr, sehr gut vorbereitet worden“, sagte der Sprecher des Innenministeriums. Die Fläche entlang des Streckenverlaufs sei sehr groß. „Das fordert die Polizei in besonderem Maße.“ Klar sei, dass ein solcher tagelanger Protest an alle Beamten hohe Anforderungen stelle. Der Sprecher sieht auch keine Abstimmungsprobleme zwischen Bundes- und Landespolizeien. Gewerkschaften hatten Schienenblockaden und die Einsatzüberlastung der Polizisten für einen Stopp des Transports verantwortlich gemacht.
11:09 Uhr: Polizei lässt Demonstranten frei
Die Gefangenensammelstelle bei Harlingen nahe Dannenberg ist aufgelöst worden, nachdem der Castortransport Harlingen passiert hatte und in den Bahnhof Dannenberg eingefahren war. Es habe zwei Leichtverletzte gegeben, darunter eine Frau mit Unterkühlungen, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Polizei hatte Montagmorgen etwa 1.000 Atomkraftgegner in Gewahrsam genommen, in der Gefangenensammelstelle zusammengehalten und mit Essen und Getränken versorgt.
10:45 Uhr: Castortransport soll Bundestag beschäftigen
Der Castortransport und die Energiepolitik der Bundesregierung sollen nach dem Willen der Grünen diese Woche den Bundestag beschäftigen. Die Fraktion beantragte dazu am Montag eine Aktuelle Stunde. „Die größten Demonstrationen aller Zeiten gegen die Castoren zeigen: Die Ruhe in der Atompolitik ist vorbei“, erklärte der parlamentarische Geschäftsführer Volker Beck. „Die Laufzeitverlängerung hat den Konsens in der Atompolitik zerstört.“ Die Politik der schwarz-gelben Koalition habe keine Akzeptanz in der Bevölkerung, meinte Beck.
10:10 Uhr: Kundgebung angekündigt
Für 10:30 Uhr haben Gegner des Castortransports in Splietau – ein Camp unweit des Verladekrans – eine Kundgebung angekündigt. Laut Castorticker.de soll die Polizei am Veranstaltungsort zusammengezogen werden.
9:26 Uhr: Ankunft im Bahnhof Dannenberg-Ost
Der Castortransport hat Dannenberg erreicht. Mehr als 67 Stunden hat der Zug damit benötigt, um den Bahnhof Dannenberg-Ost zu erreichen. Hier werden die elf Atommüllbehälter nun von den Eisenbahnwaggons auf Straßentieflader umgesetzt, um anschließend in das Zwischenlager in Gorleben transportiert zu werden. Das Umladen wird nach Angaben des Zwischenlager-Betreibers Brennelementlager Gorleben (BLG) rund 15 Stunden dauern.
08:30 Uhr: Der Castor rollt
Nach einer nächtlichen Zwangspause rollt er wieder: Der Castortransport ist am Montagmorgen in Dahlenburg im Wendland gegen 08.20 Uhr losgefahren. Ziel ist das etwa 25 Kilometer entfernte Dannenberg, wo die elf Behälter auf Straßen-Schwertransporter umgeladen werden müssen. Die Gleise sind zwar frei, doch die Straßen sind noch immer blockiert: Die Strecke nach Gorleben ist nach wie vor von 1.600 Menschen besetzt.
06:55 Uhr: Polizei hat Blockade komplett geräumt
Die Räumung der Schienenblockade in Harlingen ist beendet. Die Polizei hat die letzten Demonstranten weggetragen. Damit ist die Gleisstrecke für den Castortransport zur Verladestation Dannenberg frei.
06:15 Uhr: Räumung geht schleppend voran
Seit Stunden ist die Polizei dabei, Demonstranten von den Gleisen zu tragen. Doch noch immer sitzen Atomkraftgegner auf den Schienen und hindern den Zug an der Weiterfahrt. Sowohl die Einsatzkräfte als auch die Blockierer sind müde und erschöpft.
Montag, 01:40 Uhr: Polizei räumt die Gleise
Die Einsatzkräfte beginnen damit, die mittlerweile etwa 3000 Menschen starke Blockade in der Nähe von Harlingen aufzulösen. Die Räumung verlaufe friedlich, erklärt die Polizei am Montagmorgen. Atomkraftgegner würden von den Gleisen getragen oder von sich aus gehen. Die Demonstranten werden in eine Sammelstelle gebracht.
22:15 Uhr: Zug übernachtet in Dahlenburg
Die Demonstranten erringen einen Teilerfolg: Der Zug muss eine ungeplante Pause in Dahlenburg einlegen – und die dauert länger als alle vorher. Der Zug soll erst am Montagmorgen auf die letzten 25 Kilometer gehen. Dahlenburg liegt etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Lüneburg und Dannenberg. Grund sei eine Blockade von etwa 2000 Menschen auf der weiteren Bahnstrecke bis Dannenberg, sagte ein Sprecher der Einsatzleitung.
19:50 Uhr: Die nächste Störung
Wegen einer „kleineren Blockade“ der Bahngleise wird der Zug mit den Hochsicherheitsbehältern wieder gestoppt. Das sagt ein Polizeisprecher des Einsatzzentrums in Lüneburg der Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben der Castor-Gegner befinden sich in Dumstorf rund 70 Menschen auf den Gleisen. Das Dorf liegt rund 30 Kilometer nordwestlich von Dannenberg, wo die Castor-Behälter für die restliche Strecke auf Lkw verladen werden sollen. Eine größere Blockade planen die Gegner in Harlingen, etwa zehn Kilometer von Dannenberg entfernt. Dort sollen sich nach Angaben der Polizei-Einsatzkräfte vor Ort zwischen 1000 und 2000 Menschen versammelt haben, den Castor-Gegnern zufolge sollen es 5000 Demonstranten sein. Die Polizei setzt Reizgas ein.
19:30 Uhr: Polizei verteidigt harte Linie
Die Polizeiführung verteidigt das gewaltsame Einschreiten als notwendig. Der Lüneburger Polizeipräsident Friedrich Niehörster sagt am in Dannenberg: „Dieser Castor- Einsatz hat ein anderes Level als beim vorherigen Transport 2008.“ Atomkraftgegner hatten den Polizeieinsatz als unverhältnismäßig kritisiert.
18:54 Uhr: Kein Störfall seit Lüneburg
Der Zug nähert sich dem Danneberg, wo die Castoren am Abend auf Lastwagen verladen werden sollen. Seit Lüneburg hat es keine Verzögerungen mehr gegeben.
17:30 Uhr: Zug macht sich ins Wendland auf
Der Transport hat sich auf die letzte Etappe ins Wendland gemacht. Der Zug mit den elf Atommüll-Behältern verlässt den Lüneburger Bahnhof und fährt nach etwa einstündigen Rangierarbeiten in Richtung Dannenberg weiter. Dort ist dann die Umladung der Castoren auf Lastwagen geplant, die sie ins 20 Kilometer entfernte Zwischenlager Gorleben bringen sollen.
16:15 Uhr: „Aggressiver als erhofft“
Der Castor-Transport hat inzwischen Lüneburg erreicht. Er hat jetzt etwa elf Stunden Verspätung. Der Zug sollte von dort auf dem letzten 54 Kilometer langen Gleisabschnitt zur Umladestation Dannenberg weiterfahren. Dort versuchten am Nachmittag nach Polizeischätzung mehr als 5000 Demonstranten, die Gleise zu erreichen. „Es beteiligen sich deutlich mehr Menschen, als wir gedacht haben“, sagte ein Sprecher des Lagezentrums der Polizei in Lüneburg. Die Gesamtlage vor Ort sei „aggressiver als wir uns das erhofft haben“.
15:48 Uhr: Besorgte Polizei
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, spricht im Zusammenhang mit den jüngsten Protesten von einer „neuen Stufe der Gewalt“. Es sei kaum zu begreifen, dass Menschen Polizeifahrzeuge mit brennbarer Flüssigkeit übergießen und anzünden, während die Beamten darin sitzen. „Das muss geplant und vorbereitet worden sein“, sagte Freiberg der „Rheinischen Post“.
15:45 Uhr: Die Gleise werden voller
In einem Waldstück nahe des Dorfes Tollendorf bei Kilometerstein 188 haben mittlerweile mehr als 2000 Demonstranten die Bahnstrecke besetzt. So richtig weiß niemand, wie weit der Castor weg ist. Die Stimmung auf den Gleisen in dem Waldstück ist friedlich.
15:10 Uhr: Kein Durchkommen
Dutzende Bauern blockieren mit ihren Treckern seit Sonntagnachmittag praktisch sämtliche Einfahrtstraßen nach Dannenberg. Somit soll verhindert werden, dass die Polizei Einheiten zu Gleisabschnitten verlegt, wo Atomgegner versuchen, die Bahnstrecke zu besetzen. Derzeit gibt es kein Durchkommen mehr an diesen Punkten.
14:30 Uhr: Er rollt wieder
Es geht wieder los: Der Zug fährt weiter in Richtung Lüneburg.
14:15 Uhr: Bürgerinitiative mahnt zur Ruhe
Nach den gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Polizei und Gegnern ruft der Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, Wolfgang Ehmke, beide Seiten zur Besonnenheit auf. Er appelliere auch an Castor-Gegner, sich durch harte Polizeieinsätze nicht provozieren zu lassen, sagte Ehmke. „Wir wollen keine Debatte über Gewalt. Wir wollen eine Auseinandersetzung um Atomkraft ja oder nein.“ Zugleich macht er die Polizei für die Eskalation verantwortlich. Die Lage im Wendland hat sich nach Ehmkes Angaben wieder beruhigt.
Sonntag, 13:55 Uhr: Und der nächste Stopp
In Dalle, etwa 30 Kilometer hinter Celle in der Gemeinde Eschede, muss der Zug schon wieder halten, weil sich Menschen auf den Gleisen befinden. Nach Angaben von Atomkraftgegnern hatten sich einige Aktivisten an den Gleisanlagen festgekettet. Jetzt hat der Zug bereits eine Verspätung von mindestens zehn Stunden.
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