11.4. bis 10.5.2012: jens hunger im blauen atelier in graz

Herzliche Einladung zur Vernissage

„Stay with me“ – Ölgemälde von Jens Hunger

Eine Ausstellung über das Tier in uns

Eröffnung Florinda Ke Sophie in Anwesenheit des Künstlers:

Mittwoch 11.04.2012 um 19h

Galerie Blaues Atelier, Annenstraße 33, 8020 Graz

Kontakt: 0650 8171610, florinda@inode.at

www.galerie-blaues-atelier.at

Ausstellungsdauer: 12.04.-10.05.2012

Öffnungszeiten NEU: Di, Mi, Do, Fr 15-18h und auf tel. Anfrage

“Stay with me“, Jens Hunger

„Ist für uns Menschen das vermeintlich „niedere“ Wesen des Tieres ein Vorwand um uns ein würdevolles Selbstbild zu konstruieren?“ fragt der 1968 Geborene und in Berlin lebende Comiczeichner und Maler Jens Hunger. Sein Ausstellungsdebüt in der Grazer Galerie Blaues Atelier zeigt durchgängig klein- bis mittelformatige Werke in Öl auf Leinwand und grafische Arbeiten auf Papier, dass sich thematisch mit anthropologischen Thesen befasst. Jens Hunger bedient sich einer surrealistischen und expressiven Bildsprache in einer Verschmelzung aus phantastischen und realistischen Bildelementen, die teilweise groteske Ergebnisse zeitigen.

„Ist die „Vernunft“ des Menschen die Rechtfertigung zur Überwältigung aller Wesen, bis zu Vernichtung vieler Arten? Leben wir in einer Phase der entfesselten Verachtung gegenüber dem „anderen“ Teil unserer Natur, dem „anderen“ Teil unsers Selbst?“

Jens Hungers Werke gehen unter die Haut. Wie in einem Traum fließen unaufhörlich reale und unrealistische Bildsequenzen ineinander und treffen sich als geballte Kernaussage im Bildzentrum. Der Schimpanse als einer der nächsten Verwandten des Menschen spielt hierbei eine zentrale Rolle, taucht er doch in vielen Werken von Jens Hunger auf. In dem Gemälde „stay with me“ klammert sich ein kleiner Schimpanse, der selbst noch nicht den Kinderschuhen entwachsen zu sein scheint, an ein kleines Mädchen, das dem Bildbetrachter gezielt in die Augen schaut. Beide Figuren halten einander fest, als wären sie Geschwister, die einander Halt geben möchten. Der Bildhintergrund weist genau hinter den beiden Figuren eine Explosion auf (den Urknall?), welche sich in breiten Strahlen ausdehnt. In den Strahlen, die kontrastär in den Farben blau und rot angelegt sind, befinden sich Formen- und Farbaspekte, die nach außen geschleudert werden. Über dem Kopf des kleinen Schimpansen schwebt ein Vogel im Landeanflug mit ausgefahrenen Klauen auf den Kopf des Schimpansen zu. Vielleicht versucht der Vogel aber auch, sich zwischen das Mädchen und den Schimpansen zu drängen. Der Vogel als Symbol für Phantasie, Gedanken und Ideen – die ihrem Wesen nach Freiheit benötigen, um hervortreten zu können, ist sicher der Freiheitssuche des Kunstschaffenden zuzuordnen. Der Freiheit im Streben nach Entwicklung.

„the big apples“, Jens Hunger

Im Vergleich ist das Werk „big apples“, welches bereits im Berliner Art Tower zu sehen war, eine Weiterentwicklung der Evolutions-Situation im ersten Bildnis. Wie endlich in der Jetztzeit gelandet, ist das kleine Mädchen zur Frau geworden und thront nun als Madonnenfigur in der Bildmitte. Ihr Kleid zeigt einen tiefen Ausschnitt, dem sich der Schimpanse in der Haltung eines Jesuskindes auf ihrem Schoß sitzend, interessiert zuwendet. Der Schimpanse hat seine Körpergröße nicht verändert, wohl aber den Gesichtsausdruck und schaut Richtung wohlgefülltem Ausschnitt – den big apples. Sie, die persiflierte Mutter Gottes ist ein aufreizendes Weib, das einer Pop-Ikone gleicht. Zu ihren Füßen finden sich links und rechts eine liegende ausgewachsene Katze und ein stehender männlicher Hund. Die hintergründige Explosion wie im ersten Bildnis ist nicht mehr vorhanden, wohl aber die blauen und roten breiten Strahlen, welche nun mit allerlei Ornamenten, Mustern und bunten Motiven versehen sind. Auf diesen Strahlen kreisen fliegend, oberhalb um die Figurengruppe Engel, Putten, Schmetterlings- und Fantasiewesen.

Fasst man beide Werke zusammen, folgte dem Urknall die Evolution mit der Entstehung der Arten, das Tier als Vorgänger des Menschen – welcher in seiner Entwicklung ein fragwürdiges Christentum als Ausdruck von Macht (über das Tier) inszeniert.

© Text: Florinda Ke Sophie, Graz 2012, darf verwendet werden

Foto Credits: Jens Hunger, Fotos dürfen verwendet werden

Homepage Jens Hunger: www.jens-hunger.de