23.10.2012 von Tanja Buntrock, Jörn Hasselmann und Claus-Dieter Steyer
tagesspiegel
Am Sonntag wird nach buddhistischer Tradition eine Trauerfeier für Jonny K., das Todesopfer vom Alexanderplatz, begangen – auch mit einer öffentlichen Zeremonie. Einer der Täter soll sich in die Türkei abgesetzt haben. Wichtig könnte werden, ob er die deutsche oder die türkische Staatsangehörigkeit besitzt.
Es wird eine öffentliche Trauerfeier für Jonny K. geben
Die Mahnung des Bundespräsidenten, bei solchen Fällen wie dem Gewaltexzess am Alex „einzuschreiten“, will die Polizei aber nicht als Aufruf zum körperlichen Einsatz verstanden wissen. Die Polizei sagte dazu, dass sich Zeugen nie selbst in Gefahr bringen sollten. Helfen könne aber jeder, indem er die Polizei alarmiert, sich das Aussehen oder auch den Fluchtweg der Täter merkt. „In manchen Situationen kann es auch helfen, das Opfer direkt anzusprechen und ihm Hilfe anzubieten“, sagte ein Polizeisprecher. Sinnvoll sei zudem, schon zu Beginn einer sich anbahnenden Gefahrensituation die Polizei zu rufen.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zweifelt am Sinn einer verstärkten Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen. Nach der tödlichen Prügelattacke war eine Sicherheitsdebatte entbrannt. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte gefordert, an gewaltträchtigen Orten mehr Kameras zur Überwachung einzusetzen. Mehr Kameras seien kein Allheilmittel, um die Gewalt an öffentlichen Plätzen zu bekämpfen, erklärte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft, Bernhard Witthaut, am Montag. Zwar erleichterten die Aufzeichnungen die Fahndung. Wie stark sie allerdings der Abschreckung dienten, sei zweifelhaft. Wichtiger sei eine Verstärkung der Polizeipräsenz.
Fassungslosigkeit: Viele Bürgerinnen und Bürger sind betroffen von einer brutalen Gewalttat, die sich am Alexanderplatz ereignete.
Trauer, aber auch Wut empfinden viele Bürger nach der tödlichen Attacke auf einen jungen Mann am Alexanderplatz.
In einem Kondolenzbuch, das in der nahen Marienkirche ausliegt, können Bürger ihre Trauer zum Ausdruck bringen.
Allerdings sind in dem Buch einige fremdenfeindliche Sprüche aufgetaucht – die Kirchengemeinde zeigt sich „erschüttert“.
Viele Menschen drücken ihre Anteilnahme aus.
Wieder schockiert eine Gewalttat im öffentlichen Raum Berlin: Ein junger Mann wurde in der Nacht zu Sonntag Opfer einer brutalen Prügelattacke und erlag am Montag seinen Verletzungen.
Das Geschehen ereignete sich am Alexanderplatz, wo nun Bürger zum Gedenken an das Opfer Blumen und Kerzen niederlegen.
Zeichen des Mitgefühls: Ein Bürger entzündet eine Kerze für das Opfer des Angriffs.
Viele Berliner sind geschockt aufgrund der Tat und wollen so ihre Anteilnahme ausdrücken.
Am Montagnachmittag war das 20-jährige Opfer im Krankenhaus gestorben, nachdem die lebenserhaltenden Geräte abgeschaltet wurden.
Blumen zum Abschied.
Tagsüber ermittelte die Polizei vor Ort.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit zeigte sich tief betroffen wegen der Tat. „Es ist mir unbegreiflich, wie sich ein solcher Gewaltexzess entfesseln konnte“, sagte der Regierungschef am Montag. Zugleich versicherte er, dass die Ermittlungsbehörden alles tun würden, um diese „abscheuliche“ Gewalttat aufzuklären und die Täter festzunehmen.
Innensenator Henkel mahnte eine ehrliche Diskussion an: „Ich halte eine größere Polizeipräsenz für sehr wichtig, um das Sicherheitsgefühl zu stärken“, sagte Innensenator Frank Henkel (CDU). „Aber wir müssen ehrlich sein: Auch wenn wir 20 000 Polizisten hätten, würden wir nur bedingt weiterkommen. Polizei und Justiz stehen am Ende einer langen Kette.“
Die Trauerfeier für K. wird am kommenden Sonntag stattfinden. „Zunächst im engsten Familienkreis und ab 15 Uhr dann auch öffentlich“, sagt seine Schwester Tina K. Das Gedenken wird am Fürstenbrunner Weg 10-12 in Westend abgehalten. Bei der öffentlichen Zeremonie würden Freunde und Verwandte „etwas zu Jonny und seinem Leben erzählen“, sagt die Schwester. Zudem planen die Angehörigen eine „große Abschiedsparty am Abend, da dies bei uns Buddhisten so üblich ist“, sagt Tina K. Die Einzelheiten müssten noch geklärt werden. Die Leiche des Bruders werde später eingeäschert und die Urne dann beigesetzt – in aller Stille.