Streitgespräch über 20 Jahre deutsche Einheit
Zeit: Mittwoch 06.10.2010, 19 Uhr
Ort: Abgeordnetenhaus von Berlin, Niederkirchnerstr. 5, S- bzw. U-Bahn: Potsdamer Platz, Anhalter Bahnhof; Bus M 41
Freier Eintritt
Kontakt: Sophia Bickhardt, Tel.: 90162552, Mobil: 0176 29930406, Landeszentrale@senbwf.berlin.de, www.landeszentrale-berlin.de
Die Zusammenführung der ost- und westdeutschen Wirtschaft wurde maßgeblich durch die Währungsunion und die Arbeit der Treuhandanstalt bestimmt, die Folgen wirken bis heute. Welche Optionen gab es 1989/90 für den wirtschaftlichen Umbau Ostdeutschlands? Warum entschied man sich für die, die umgesetzt wurden? Welche Folgen hatte der Umbruch für die Einstellung zur Demokratie in den neuen Bundesländern? Darüber diskutieren der frühere Finanzminister Sachsen-Anhalts und Professor für Volkswirtschaftslehre, Karl-Heinz Paqué, der Journalist Ulrich Stoll (frontal21, ZDF) und die DDR-Bürgerrechtler Dr. Matthias Artzt und Dr. Gerd Gebhardt. Das Streitgespräch findet am Mittwoch, 6.10. um 19 Uhr im Abgeordnetenhaus von Berlin statt. Der Eintritt ist frei.
Der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft erzwang einen tief greifenden sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Wandel Ostdeutschlands. Die Einführung der D-Mark bedeutete einen Preisanstieg der DDR-Produkte um 400%, infolge der Privatisierungspolitik der Treuhandanstalt wurden weite Teile des Produktivvermögens „abgewickelt“. Zugleich flossen bis 2009 1,2 Bio. € an Nettotransfers und Ostdeutschland kann eine hoch entwickelte Infrastruktur aufweisen. War der Aufbau Ost tatsächlich nur ein „Schnäppchen West“? Hätte mit einer anderen Politik eine selbsttragende Wirtschaft ermöglicht werden können? Oder waren die Erwartungen unrealistisch, die Ereignisse alternativlos? Welche kreativen Ansätze zur Belebung ostdeutscher regionaler Strukturen gibt es heute?
Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué war von 2002-2006 Finanzminister des Landes Sachsen-Anhalt und hat den Lehrstuhl für Internationale Wirtschaft an der Universität Magdeburg inne. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Bundesfachausschusses Wirtschaft und Arbeit der FDP und Kurator der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. 2009 erschien von ihm „Die Bilanz. Eine wirtschaftliche Analyse der deutschen Einheit“.
Dr. Matthias Artzt und Dr. Gerd Gebhardt von der „Freien Forschungsgemeinschaft Selbstorganisation“ gehörten zu der Gruppe von DDR-Bürgerrechtlern, die bereits im Herbst 1989 Konzepte für die Überführung des DDR-Volkseigentums in privates Eigentum der Bevölkerung entwickelt hatten. Von ihnen stammt der Vorschlag für die Gründung einer Treuhandanstalt, durch die die Verteilung des Eigentums u.a. über die Ausgabe von Anteilsscheinen gewährleistet werden sollte.
Ulrich Stoll ist Redakteur des ZDF-Magazins Frontal21. Zusammen mit Herbert Klar produzierte er die Dokumentation „Beutezug Ost“ über die Arbeit der Treuhandanstalt.
„Ein Schnäppchen namens DDR“. Die Umgestaltung der ostdeutschen Wirtschaft
Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Lehrstuhl für Internationale Wirtschaft, Universität Magdeburg, Finanzminister des Landes Sachsen Anhalt 2002-2006, Kurator der Inititative Neue Soziale Marktwirtschaft
Dr. Matthias Artzt, Freie Forschungsgemeinschaft „Selbstorganisation“, Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg
Dr. Gerd Gebhardt, Freie Forschungsgemeinschaft „Selbstorganisation“, Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg
Ulrich Stoll, Redakteur Frontal21, ZDF
Moderation: Sophia Bickhardt, Sozialwissenschaftlerin