Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
„Euthanasie“ im Konzentrationslager. Sachsenhausen-Häftlinge als Opfer der Mordaktion „14 f 13“
„Bin in Gedanken bei Euch. Mir geht’s soweit ganz gut, sehe auch gut aus. (…) Könnte ich doch wenigstens hin und wieder ein Stündlein bei Dir sei.“ Dies schreibt der 1891 in Rheydt bei Mönchengladbach geborene Karl G. zu Pfingsten 1941 aus dem KZ Sachsenhausen an seine Frau. Wenige Tage später, am 4. Juni 1941, wird Karl G. zusammen mit weiteren 94 Häftlingen des KZ Sachsenhausen in die Krankmordanstalt Sonnenstein bei Pirna transportiert und dort durch Giftgas ermordet. In einem Telegramm an seine Ehefrau teilt der Lagerkommandant mit, Karl G. sei „an Rippenfellentzündung verstorben“.
Karl G. war einer von mehr als 550 Häftlingen des KZ Sachsenhausen, die 1941 und 1942 im Rahmen der Krankenmordaktion „14 f 13“ ermordet wurden. Sie stehen im Mittelpunkt einer Gedenkveranstaltung am Donnerstag, 27. Januar 2011 in der Gedenkstätte Sachsenhausen anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus, zu der die Gedenkstätte und der Landtag Brandenburg alle Interessierten herzlich einladen. Nach der Begrüßung durch []Stiftungsdirektor Prof. Dr. Günter Morsch[/B] wird die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Astrid Ley einen einführenden Vortrag halten. Danach werden Schülerinnen und Schüler der Potsdamer Schule für Gesundheitsberufe mit einer szenischen Lesung unter dem Titel „‚… zum Nutzen der Kranken …‘ – KZ-Mörder im weißen Kittel“ an die Opfer der Krankenmordaktion im KZ Sachsenhausen erinnern. In der anschließenden Gedenkveranstaltung am zentralen Gedenkort „Station Z“ werden nach einer Ansprache des Präsidenten des Landtages Brandenburg, Gunter Fritsch, Kränze niedergelegt.
In den Jahren 1941 und 1942 fand eine große Krankenmordaktion in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern statt, die den Tarnnamen „14 f 13“ trug. Dies war das von der Inspektion der Konzentrationslager in Oranienburg benutzte Aktenzeichen für den Mord durch Gas. Den Befehl dazu hatte der Reichsführer SS Heinrich Himmler im April 1941 erteilt. Dabei weitete er den – mit dem Begriff „Euthanasie“ verharmlosten – Massenmord von Patienten der Heil- und Pflegeanstalten auf die Konzentrationslager aus. Bei der in drei Phasen ablaufenden Massenmordaktion „14 f 13“ selektieren externe Gutachter und KZ-Ärzte nicht nur kranke, arbeitsunfähige Häftlinge, sondern wählten zunehmend auch nach „rassischen“, sozialen und politischen Kriterien aus. Der „Aktion 14 f 13“ fielen insgesamt mindestens 15.000 bis 20.000 KZ-Häftlinge zum Opfer, darunter mehr als 550 Häftlinge des KZ Sachsenhausen, die in den Tötungsanstalten Sonnenstein und Bernburg mit Kohlenmonoxidgas erstickt wurden.
Donnerstag, 27. Januar 2011, 11 Uhr, Veranstaltungsraum
P R O G R A M M
Begrüßung
Prof. Dr. Günter Morsch Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
Vortrag
Dr. Astrid Ley Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
Szenische Lesung
„… zum Nutzen der Kranken …“ – KZ-Mörder im weißen Kittel
Schülerinnen und Schüler der Potsdamer Schule für Gesundheitsberufe erinnern an Opfer der Mordaktion „14 f 13“ im KZ Sachsenhausen
anschließend
Gedenkveranstaltung am zentralen Gedenkort „Station Z“
Ansprache
Gunter Fritsch Präsident des Landtages Brandenburg
Kranzniederlegung
In Kooperation mit dem Landtag Brandenburg