ottos und reginas letzter weg

Letzte Ruhestätte
Otto Habsburg in Kapuzinerkirche aufgebahrt
14. Juli 2011 10:35

Die Särge von Otto Habsburg und seiner im Vorjahr verstorbenen Gattin Regina sind gestern nach dem Requiem in Mariazell nach Wien gebracht worden. Seit heute kann die Öffentlichkeit in der Kapuzinerkirche kondolieren.

Mittwoch Abend gegen 20 Uhr hatten die beiden Sargwägen vor der Kapuzinerkirche am Neuen Markt gehalten. Fünf Kapuzinermönche warteten auf den Stufen des Kirchenportals. Zur Linken standen Mitglieder der Familie Habsburg, unter ihnen Otto Habsburgs Söhne Karl und Georg sowie Tochter Walburga.

Die Särge wurden in aller Stille in die Kirche getragen, der kurze Akt am Kirchenportal dauerte nur fünf Minunten. Den mit gelb-schwarzen Tüchern bedeckten Särgen, die mit dem kaiserlichen Wappen bestickt waren, folgten auf dem Weg in die Kirche drei Träger mit den höchsten Orden, darunter der Orden vom Goldenen Vlies (für Otto Habsburg) und der Sternkreuzorden (für Regina Habsburg).

In der Kapuzinerkirche versammelten sich Mitglieder der Familie Habsburg dann zu einem stillen Gedenken. Rund 50 Schaulustige waren am Ort des Geschehens vor der Kapuzinerkirche eingefunden. (red, derStandard.at, 14.7.2011)

Das Anklopfritual

CHRONIK 13.07.2011

Uraltes Anklopfritual bei Habsburg-Beisetzung
Das Requiem in Mariazell am Mittwoch war der letzte Teil der Trauerfeiern für Otto Habsburg vor ihrem Abschluss in Wien. Zu Ende gehen sie am Samstag mit einem jahrhundertealten Frage- und Antwortritus vor der Kapuzinergruft.

Die „nivellierende Macht des Todes“ soll deutlich werden.

Anklopfzeremonie vor der Kapuzinergruft
Wohl zum letzten Mal wird mit der traditionellen Anklopfzeremonie vor der Kaisergruft der Wiener Kapuzinerkirche um Einlass für einen „sterblichen, sündigen Menschen“ gebeten.

In der Zeremonie kommt die „nivellierende Macht des Todes“ zum Ausdruck, schrieb Kathpress anlässlich des Zita-Begräbnisses 1989. Für Otto Habsburg-Lothringen wurde laut Familie eine leicht veränderte Form der Zeremonie gewählt.

Ihre geistliche Bedeutung liegt darin, dass der Mensch nicht mit ererbten Titeln und Würden vor Gott treten kann, auch nicht mit ihm zu Lebzeiten verliehenen Ehrungen und Auszeichnungen. Vor Gott zählen nur der Glaube und die daraus erwachsenen guten Werke, die ein Mensch in seinem Leben erbracht hat.

Ulrich-Walter Lipp
Freund der Familie als Zeremonienmeister
Die wichtigste Rolle bei der Zeremonie übernimmt auf Bitte der Familie Ulrich-Walter Lipp, ein langjähriger Freund der Familie und des Verstorbenen, im Zivilberuf Gerichtssachverständiger. Er wird mit dem traditionellen Klopfstab an der Pforte der Kapuzinerkirche anklopfen und den Einlasstext vortragen.

Lipp war maßgeblich an der Organisation des 90. Geburtstags von Otto Habsburg 2002 in Wien, an der Organisation der Goldenen Hochzeit von Regina und Otto Habsburg 2001 in Mariazell sowie an der Vorbereitung der Feierlichkeiten rund um die Seligsprechung von Kaiser Karl im Jahr 2004 in Rom beteiligt.

Er ist auch Trauzeuge der jüngsten Tochter Otto von Habsburgs, Walburga Habsburg Douglas, gewesen.

Nur ein sterblicher, sündiger Mensch darf in die Kapuzinergruft.

Kein Einlass für Kronprinzen
Im ersten Teil der Zeremonie wird Lipp die Herkunft des Verstorbenen vortragen, also die Rolle, die ihm von der Geschichte her zuwuchs. Im zweiten Teil referiert er die Ehrungen und Auszeichnungen, die Otto Habsburg aufgrund seiner eigenen Leistungen verliehen wurden.

Die zweimalige Antwort des Kapuzinerpaters „Wir kennen ihn nicht!“ bedeutet, dass all dies irdisch ist und auf dieser Erde zurückbleibt. Einlass in die Kirche findet der Verstorbene als „sterblicher, sündiger Mensch“, also so, wie jeder Mensch vor Gottes Richterstuhl tritt: demütig und angewiesen auf die Barmherzigkeit Gottes.

Der Wortlaut der Anklopfzeremonie
Zeremonienmeister klopft dreimal.

Pater:
„Wer begehrt Einlass?“

Zeremonienmeister:
„Otto von Österreich, einst Kronprinz von Österreich-Ungarn, königlicher Prinz von Ungarn und Böhmen, von Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien,
Großherzog von Toskana und Krakau, Herzog von Lothringen, von Salzburg, Steyer, Kärnten, Krain und der Bukowina, Großfürst von Siebenbürgen, Markgraf von Mähren, Herzog von Ober- und Niederschlesien, von Modena, Parma, Piacenza und Guastalla, von Auschwitz und Zator, von Teschen, Friaul, Ragusa und Zara,
gefürsteter Graf von Habsburg und Tirol, von Kyburg, Görz und Gradisca, Fürst von Trient und Brixen, Markgraf von Ober- und Niederlausitz und in Istrien, Graf von Hohenems, Feldkirch, Bregenz, Sonnenberg etc., Herr von Triest, von Cattaro und auf der Windischen Mark,
Großwojwode der Wojwodschaft Serbien., etc., etc.“

Pater:
„Wir kennen ihn nicht!“

Zeremonienmeister klopft dreimal.

Pater:
„Wer begehrt Einlass?“

Zeremonienmeister:
„Dr. Otto von Habsburg, Präsident und Ehrenpräsident der Paneuropa-Union,
Mitglied und Alterspräsident des Europäischen Parlamentes, Ehrendoktor zahlreicher Universitäten und Ehrenbürger vieler Gemeinden in Mitteleuropa, Mitglied ehrwürdiger Akademien und Institute, Träger hoher und höchster staatlicher und kirchlicher Auszeichnungen, Orden und Ehrungen, die ihm verliehen wurden in Anerkennung seines jahrzehntelangen Kampfes für die Freiheit der Völker, für Recht und Gerechtigkeit.“

Pater:
„Wir kennen ihn nicht!“

Zeremonienmeister klopft dreimal.

Pater:
„Wer begehrt Einlass?“

Zeremonienmeister:
„Otto – ein sterblicher, sündiger Mensch!“

Pater:
„So komme er herein!“

Text für die Anklopfzeremonie

Wahrscheinlich letzter Einsatz der Zeremonie
Otto und Regina Habsburg werden danach ihre letzte Ruhestätte in der Kaisergruft der Wiener Kapuzinerkirche finden. Nach der traditionellen Anklopfzeremonie empfangen Kapuzinerpatres die Särge mit Kerzen. Im engsten Familienkreis geht es danach zur Beisetzung in die Gruft.

Es wird wohl zum letzten Mal sein, dass der Anklopfstab und die Anklopfzeremonie zum Einsatz kommen. Otto Habsburg war der letzte Kronprinz der österreichisch-ungarischen Monarchie. Sein einziger noch lebender Bruder Felix lebt hochbetagt in Mexiko und soll auch dort beigesetzt werden.
Quelle: ORF

Die Urne mit dem Herzen Otto Habsburgs wird separat beigesetzt. Dies geschieht am Sonntag in der ungarischen Benediktinerabtei Pannonhalma.