Kantine am 18.03. / Kammergericht am Kleistpark

Die eindrucksvolle Eingangshalle | foto: stefan bartylla

annuntio vobis gaudium magnum, habemus cantinam! wir sind am 18.. im 3.  um 12 uhr bei der
kantine im Kammergericht Elßholzstr. 30-33 10718 Berlin-Schöneberg

und gehen hinterher zu dieser ausstellung: Gertrude Sandmann (1893-1981) Vom Sehen und Leben Ausstellung vom 11. Februar bis 3. April 2011 Öffnungszeiten: Di – So von 10 bis 19 Uhr, Eintritt frei. Fahrverbindungen: U7 KLEISTPARK; BUS M48, M85, 106, 187, 204 HAUS am KLEISTPARK, Kunstamt Tempelhof-Schöneberg Grunewaldstraße 6 – 7

Ihr Leben und Werk

Die Grafikerin Gertrude Sandmann (1893-1981) hat ein Werk hinterlassen, das über die Zeitströmungen hinweg seinen Bestand hat. Es überzeugt durch Zeitlosigkeit, Gradlinigkeit und emotionale Tiefe. Der sichere Umgang mit der Farbe und sinnliche Glanz ihrer Arbeiten sowie die technische Sorgfalt und handwerkliche Präzision geben den Grafiken ihren kunsthistorischen Wert.

Schwarze Brandmauer | 1948 |
Pastell, Kohle

Ihr Werk, welches in über 60 Jahren entstand, entfaltet sich unabhängig von den künstlerischen Stilen, die Anfang und Mitte des 20.. Jahrhunderts die Europäische Kunstwelt dominieren. Ihre Grafiken sprechen von der Verletzlichkeit jedes Einzelnen und von Vergänglichkeit. Durch den Verzicht auf laute Töne schärft Gertrude Sandmann den Blick des Betrachters für Details und für die psychologische Tiefe der menschlichen Empfindungen. In vielen Bildern Gertrude Sandmanns stehen Frauen als Hauptmotiv im Vordergrund. Mit ihrem ausdrucksstarken, durch wenige zeichnerische Mittel geprägten Stil schuf sie viele eindrucksvolle Portraits von Frauen ihrer Zeit.

Als Schülerin von Käthe Kollwitz bildete sie sich als Grafikerin aus, was aber nicht dazu führte, dass ihre Arbeiten, wie die ihrer Lehrerin, nur in schwarz-weiß gehalten sind. Im Gegenteil, besonders beeindruckend sind ihre Pastellzeichnungen, in denen sie die Möglichkeiten des Zeichnens mit denen des Malens verband. Ihre Pastelle besitzen eine Leuchtkraft und Ausstrahlung, die oft über die Darstellung der Realität hinaus gehen. Im Gegensatz zu Kollwitz konzentrierte sich Sandmann nicht auf sozialkritische Themen oder die Analyse der Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Es fehlen auch Selbstporträts, die für ihre Lehrerin für die Selbstbefragung und das Selbstgespräch so wichtig waren. In ihrer Themenwahl bewegte sich Gertrude Sandmann in den Grenzen der traditionellen Genres – Porträts, Akte, Stillleben, Stadtansichten und Landschaften. Als Grafikerin verwendete sie viele verschiedene Techniken. Von der Radierung bis zur Bleistiftzeichnung, vom Glasdruck bis zum Pastell. Sie zeichnete auf Karton genauso wie auf Löschpapier, Sandpapier oder japanischem Zeichenpapier und verwendete dabei schwarze oder farbige Kreide, Kohle, Wachs, Tusche, Filzstifte und anderes. In den Jahren der Not während und auch nach dem Krieg musste sie sich oft mit Schmierzetteln oder Packpapier begnügen. Oft experimentierte sie mit verschiedenen Materialien.
Das Leben und Werk Gertrude Sandmanns steht für eine Generation von Frauen, die das schlimmste durchgemacht haben, was die deutsche Geschichte hervorgebracht hat. Als gebürtige Berliner Jüdin erlebte sie nicht nur den 1. Weltkrieg, sondern auch die Qualen des 2. Weltkrieges und des Holocausts. Durch die couragierte Hilfe einiger weniger Freunde gelang es ihr, die schlimmsten Kriegsjahre im Untergrund in Berlin zu überleben. Es ist zutiefst beeindruckend, dass ihr künstlerischer Wille trotz Berufsverbot, jahrelangem Verstecktsein und der nackten Angst ums Überleben nicht gebrochen wurde. Die zu Unrecht in Vergessenheit geratene Berliner Grafikerin kämpfte Zeit ihres Lebens um ihr Recht auf künstlerisches Schaffen, ihr Recht auf gelebte Liebe, ihr Recht auf freies Leben. Gertrude Sandmann äußerte sich in unzähligen Tagebuchaufzeichnungen zum Krieg, zum Judentum, zu den Qualen der Juden in Deutschland, zur Kunst und der Rolle der Frau in der Gesellschaft, so dass ihre Bilder, ergänzt durch das Wort, auch ein wichtiges Zeitdokument sind. Diese Webseite hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihr Werk, das ein wichtiger Teil deutschen Kulturguts ist, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.