wir sind am 20. im 5. um 13 uhr in potsdam-babelsberg in der „babelsberger küche“ karl-liebknecht-str. 11/13.
es gibt sauerbraten mit rotkohl für vierfuffzich und paprikagulasch und bandnudeln u.ä..
hinterher bietet sich der besuch der ausstellung brandenburger moderne an.
ARCHITEKTUR: Experimentierfeld Brandenburg – „Moderne“-Schau in Potsdam
POTSDAM – Der Verlust ließ sich beziffern. Territorial schrumpfte Brandenburg um 44 Prozent, als 1920 Groß-Berlin ausgerufen wurde; und die Wirtschaftskraft sank auf ein Drittel. Die Mark war nun das, wofür sie Hauptstädter schon zuvor gehalten hatten: eine Provinz. Freilich eine, in der sich etwas ereignen sollte, das alles andere als provinziell war. Baulich zumindest. Denn nach der Urkatastrophe des Ersten Weltkriegs begann hier jener „Aufbruch in die Moderne“, der nun Thema einer Ausstellung im Potsdamer Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte ist (MAZ, 9. April 2011).
Initiiert von der Brandenburgischen Architektenkammer, projektiert als Leitschau der aktuellen Kulturland-Kampagne „Licht/Spiel/Haus“, kuratiert von den Kunsthistorikerinnen Nicola Bröcker und Simone Oelker-Czychowski, werden 38 von 300 Gebäuden vorgestellt, mit denen sich deren Schöpfer zwischen 1919 und 1933 in die Architekturgeschichte eingeschrieben haben. Und zwar keineswegs in den Fußnoten: Walter Gropius, Erich Mendelsohn, Hannes Meyer, Mies van der Rohe, Bruno Taut wurden Global Player ihrer Zunft. Doch in der Weimarer Republik war Brandenburg ihr Experimentierfeld.
Für „Gebaute Utopien“ wie Max Tauts Erbbegräbnis Wissinger in Stahnsdorf, für „Wohnsiedlungen“ wie Peter Behrens’ Henningsdorfer AEG-Häuser, für „Bauten der Gemeinschaft“ wie Wilhelm Wagners Rathaus mit Wasserturm in Neuenhagen, für „Private Wohnhäuser“ wie Mies van der Rohes Villa Mosler in Potsdam, für „Industrie- und Verkehrsbauten“ wie Mendelsohns Luckenwalder Hutfabrik. Welche Formen die Meister der (heute klassisch genannten) Moderne fanden, um das gesetzlich verbriefte Recht auf eine „gesunde Wohnung“ zu exekutieren, wie sie Glas, Stahl, Beton verwendeten, um „Volkshäuser“ zu errichten, ist in fünf Sektionen mit Fotos und Filmen, mit Modellen und Grundrissen, mit Produkten der Neuruppiner Handwerkersiedlung Gildenhall oder mit einem Radio dokumentiert, das empfangen konnte, was Hermann Muthesius’ Nauener Großfunkstation sendete. Aber es geht nicht nur um Stile wie Expressionismus, Neue Sachlichkeit, Gemäßigte Moderne, sondern auch um das, was diese Stile ermöglichte, sprich: die demokratischen Verhältnisse, der gesellschaftliche Umbruch nach dem Kaiserreich. Das erklärt den zeitlichen Rahmen, wobei in einer sechsten Sektion noch auf die „Moderne nach 1933“ geschaut wird, für die dann beispielsweise Hans Scharoun steht, aber nicht – und das ist wirklich eine Fehlstelle! – der SS-Ingenieur Bernhard Kuiper, der mit dem KZ Sachsenhausen eine moderne Architektur des Terrors schuf.
Letztlich soll diese Schau aber ohnehin zum Weiterdenken anstiften – und zur Überlandfahrt. Eine extra publizierte Reisekarte und ein Architekturführer laden dazu ein, sich das Erbe der Moderne vor Ort anzugucken. Es lohnt sich allemal. (Von Frank Kallensee)
„Aufbruch in die Moderne – Architektur in Brandenburg von 1919 bis 1933“: Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte/Kutschstall, Am Neuen Markt 9, Potsdam. Di-Do 10-17 Uhr, Fr 10-19 Uhr, Sa-So 10-18 Uhr. Bis 7. August.
Ulrike Laible (Hrsg.): Architektur in Brandenburg – Bauten der Weimarer Republik. Braun, 144 Seiten, 19,90 Euro.